“Designing better tourist maps: How can illustration be used to improve the functionality of a tourist map?”

Titel: Designing better tourist maps: How can illustration be used to improve the functionality of a tourist map? 

Autor: Mikko Airikka

Universität: Aalto-Universität 

Department: School of Arts, Design and Architecture: Visual Communication Design – Information Design

Jahr: 2020 

Sprache: Englisch

Seiten: 131+83

Gestaltungshöhe: 

Die Arbeit ist im allgemeinen eine eher schriftliche Arbeit, in welcher die Gestaltung selbst eher im Hintergrund steht. In der Arbeit geht es um die Gestaltung und Funktionalität von Touristenkarten und wie Illustration die Funktionalität verbessern kann. Sie ist verständlich verfasst und visuell sehr schön aufbereitet, man erkennt, dass es sich um eine Masterarbeit von einem Designstudenten handelt, die Arbeit ist jedoch nicht experimentell oder visuell herausragend gestaltet – aber stabil. 

Innovationsgrad:

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage rund um die Funktionsweise und Funktionalität von Touristenkarten. Der Autor hat sich vorgenommen, herauszufinden, wie touristische Karten nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch für die Informationsbeschaffung funktional erstellt werden können. Die Hauptfrage ist, wie man Touristenkarten funktionaler gestalten kann. In der Arbeit werden noch 3 weitere Fragen bearbeitet. Hier wollte er erforschen, welche visuellen Stile bei dieser Art der Gestaltung verwendet werden sollten und wie Illustrationen verwendet werden können, um die  Funktionalität solcher Karten zu verbessern. 

In Hinblick auf das Thema und die vorrangige Forschungsfrage würde ich sagen, dass der Innovationsgrad der Arbeit nicht extrem hoch ist, aber trotzdem sehr wertvoll. Auch sind illustrierte Stadtpläne für Touristen bereits sehr stark verbreitet, wodurch die Anwendung von Illustration keinen sehr großen innovativen Wert für diese Art der Karten hat. Viele Aspekte der Arbeit sind nicht unbedingt neu, aber die Kombination, bzw. die Herangehensweise haben einen wichtigen und vor allem wissenschaftlichen Charakter und sowohl das Thema, als auch der praktische Teil werden gut und sorgfältig dokumentiert. Mir hat besonders gut gefallen, dass der Autor die Ergebnisse, bzw. seine 3 Gestaltungsvorschläge mit messbaren Methoden untersucht und klassische Methoden aus dem UX Design auf dieses Medium überträgt. 

Selbstständigkeit: 

Die extrem ausgeprägte Materialrecherche und die vielen verschiedenen verwendeten Methoden lassen auf viel Motivation und Selbstständigkeit schließen. Das merkt man in dieser umfassenden Recherche über vorhandene Projekte, aber vor allem auch in der Auseinandersetzung und der Kombination von verschiedenen Themengebieten. 

Gliederung und Struktur: 

Die Gliederung der Arbeit ist sehr ansprechend und verständlich und folgt vor allem einer guten Logik. Die Arbeit beginnt mit einem theoretischen Teil in der sich der Autor mit Kartografie, Tourismus und place bzw. City branding, Wayfinding und Illustration auseinandersetzt. Danach kommt eine extrem ausführliche Materialrecherche, in der Charakteristiken und Funktionen von Illustration in Bezug auf touristische Karten analysiert wurden, deren Ergebnisse dann im praktischen Teil in Form von 3 verschiedenen Versionen einer Touristenkarte umgesetzt und in weiterer Folge mithilfe von Usability Tests auf ihre Funktonalität überprüft wurden. 

Die Arbeit enthält auch alle strukturell notwendigen Elemente (Einleitung, Inhaltsverzeichnis,…Appendix…) und gibt dem Leser/der Leserin auch einen sehr guten Einblick in die Wahl der Untersuchungsmethoden. 

Kommunikationsgrad: 

Das Thema erfordert kein außergewöhnliches Fachjargon und der Autor hat die Arbeit in gut verständlichen, relativ kurzen Sätzen formuliert. 

Umfang der Arbeit: 

Es ist eine sehr umfangreiche Arbeit mit einer extrem ausführlichen und sorgfältige nMaterialrecherche, auch die Dokumentation der praktischen Arbeit ist sehr umfangreich und sorgfältig aufbereitet. Insgesamt umfasst die Arbeit 131 Seiten, die den Hauptteil bilden und zusätzlichen 83 Seiten, die den Appendix, das Literaturverzeichnis und das Bildverzeichnis beinhalten. Alle Bereiche wurden sehr sorgfältig und detailliert ausgearbeitet. 

Orthografie sowie Sorgfalt und Genauigkeit: 

Wie schon erwähnt ist die Arbeit im Allgemeinen super angenehm zu lesen und sie ist auch orthographisch einwandfrei verfasst. Das Layout ist durchgehend, stringent und verständlich und der Autor hat auch auf richtiges Gendering geachtet. 

Literatur: 

Es wurde sowohl Literatur aus der Designtheorie und Designforschung in Bezug auf all die wichtigen Disziplinen, die in der Arbeit vereint werden, als auch Literatur über Illustration und Kartografie verwendet. Das Literaturverzeichnis umfasst insgesamt 19 gute Literaturquellen.

Source: 

https://aaltodoc.aalto.fi/handle/123456789/44900

3D–Renderings und Fotomanipulation als Illustration

by Randy Lewis

Fast alles, was wir heute sehen – von Plakatwerbung bis hin zu Titelseiten von Magazinen – sind Fotos, die gezielt manipuliert werden, um entweder ein Produkt oder eine Idee zu verkaufen. Oft ist ein unbearbeitetes Foto nichts weiter als eine Skizze. Jedes Foto, zumindest im Bereich des Grafik Designs wird in irgendeiner Weise nachbearbeitet und wird dadurch meistens zu einer Illustration. Mit all den Pinseln, die verwendet werden und Farbveränderungen usw. ist es eher ein digitales Gemälde als ein Foto. 

Fotomanipulation ist die Anwendung von Bildbearbeitungstechniken auf Fotografien, um eine Illusion oder Täuschung (im Gegensatz zu bloßer Verbesserung oder Korrektur) durch analoge oder digitale Mittel zu erzeugen.

Oft kann man klar definieren was zu Fotografie und was zu Illustration zählt. Dabei ist die klassische Unterscheidung beim Einsatz und der Wirkung von Fotografie, um Wahrheit und die Realität abzubilden – schafft eine Beweis–Ebene – und bei Illustration, um Fiktives und Ideen zu vermitteln – schafft eine symbolische Ebene. 3D-Renderings jedoch sind eine Form der Illustration, die wirklichkeitsgetreue Bilder schaffen und überbrücken damit diese beiden Ebenen in gewisser Weise, bzw. sind schwer zu definieren und schwer zu einer dieser beiden Kategorien zuzuordnen. 

3D-Renderings by Danny Jones

Damit kann auch gesagt werden, dass Fotomanipulation eine Kunstform sein kann, bei der mehrere Bilder drastisch verändert und/oder kombiniert werden, um ein neues Bild zu schaffen, das das Konzept als Künstler effektiv zeigt, eine Illusion schafft, um ein Produkt oder eine Idee zu fördern.

Seit Fotomanipulation in den 1920er Jahren populär wurde, sind mehrere Probleme damit aufgetreten. Es wurde ausgiebig für den Fotojournalismus verwendet. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und was man sieht, beeinflusst unsere Wahrnehmung darüber, was real ist oder nicht, es kann von der Wahrheit irreführen und uns sogar dazu bringen, Fakten falsch zu interpretieren. Der Aspekt der Wahrheit und der Repräsentation der Realität wurde dem Medium Fotografie seit Beginn zugeschrieben und galt lange als Argument und Alleinstellungsmerkmal im Gegensatz zu Illustration. Heute lässt sich das jedoch für den Betrachter oft nicht mehr so leicht unterscheiden.

3D-Rendering by Danny Jones

Neue Programme und Technologien entwickeln sich stetig weiter, sodass 3D-Renderings immer beliebter werden, da immer mehr Designer die Möglichkeiten erkunden, extrem realistische Modelle und reale Welten zu erstellen – nicht nur für das Produktdesign, sondern auch für die Verwendung in sozialen Medien und Anzeigen. Diese Tools werden auf unterhaltsame und aufregende Weise weiterentwickelt. Derzeit besteht der Trend darin, Bilder kreativ zu bearbeiten und in gewisser weise in eine Illustration zu verwandeln. Diese Bilder sind nicht wirklich aber sie vermittelt oft ein Bild der Wirklichkeit und solche „fotografischen Illustrationen“ sprechen dieselbe visuelle Sprache wie Fotografie. 

Die fortschrittliche Technologie schafft neue Möglichkeiten im Bereich des Kommunikationsdesigns, indem sie außergewöhnliche Medien als Mittel des grafischen Ausdrucks einführt und ist ein prominenter Teil der aktuellen Designlandschaft.

Fotomanipulation bzw. 3D-Renderings können auch zu Kunstwerken werden und eine Interpretation der Wirklichkeit sein. 

Surreale Fotos z.B. sind im Grunde genommen Darstellungen, die die reiche Vorstellungskraft eines Designers widerspiegelt und wenig Wahrheitsanspruch haben. Es werden zwar Motive in reale Bilder eingefügt und es entstehen Bilder, die einerseits schon einen enorm hohen Wahrheitsgehalt in der fotografischen Art der Darstellung haben, somit schon als Art Beweis-Ebene funktionieren, aber logisch betrachtet etwas Fiktives abbilden und symbolisch wirken. 

by Nurugal

Illustration(sgrafiken) in Kombination mit Bild

Fotografie und Illustration haben die gleichen Fähigkeiten; eine Illustration kann präzise, klar und verständlich sein und dann im nächsten Fall eine neue Sichtweise oder eine imaginäre Möglichkeit inspirieren.

Am Ende kann Illustration genauso ausdrucksstark sein wie die schnellen Interaktionen von Typografie und Bild. Es ist nur ein weiteres Mittel, um eine Nachricht zu kommunizieren.

Im jetzigen Zeitgeist wird Illustration nicht mehr nur als das gesehen, was gut zu Kinderbuch-Reimen passt und auf Lebensmittelverpackungen lecker aussieht. Heute wird Illustration als das Medium gesehen, aber der Ansatz ist Design.

So sind z.B. Infografiken in Kochbüchern derzeit äusserst beliebt. Sie erlauben es viel schneller als ein bloßer Rezepttext alles Wesentliche zu erfassen und im Vergleich zu einem Foto kann Illustration hier sehr erfolgreich eingesetzt werden.

Informationsgrafiken sind auch eine Form der Illustration – sie sind eine visuelle Repräsentation von Gesamtzusammenhängen in einer Abbildung. Die allerbesten Infografiken schaffen es, krasse Daten, komplizierte Informationen oder eine verwirrende Zeitachse in eine einzige Grafik zu packen. Infografiken sind die perfekte Zusammenfassung dessen, worum es bei gutem Design, Illustration und auch Animation geht: eine Geschichte oder Idee visuell zu kommunizieren und sie sofort mit dem Publikum in Verbindung zu bringen. Dies geschieht auf eine Weise, die eine Menge Rohtext niemals tun könnte.

Ein Beispiel dafür ist »Das kleine Handbuch der Tartes und Torten« von Konditorin Mélanie Dupuis unterrichtet Patisserie an der Pariser Kochschule »L’atelier des Sens« (Das Atelier des Sinne).

Visuell hilft der Einsatz von illustrativen Informationsgrafiken dabei die theoretischen Teile des Kochbuches von den verschiedenen Rezepten zu trennen. 

Mixed Media – Kombination aus Illustration und Fotografie

Die Technik der Kombination von Fotografie und Illustration ermöglicht es, völlig neue Universen zu erschaffen. So entstehen Collagen von Grafiken und Bildern, wo Fotos, Illustrationen und anderen grafische Elemente gemischt und angepasst werden. 

Durch die Verbindung von zwei verschiedenen Dingen, die nicht zueinander passen, kann etwas völlig Neues, extrem Spannendes entstehen. Sigmund Freud hat in seiner berühmten Analyse »Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten« beschrieben, dass Witz häufig aus einer Kombination von zwei Gegenteilen entsteht. Das gilt auch für Mixed Media – wie die Verbindung von Illustration und Fotografie, aus Fiktivem und Realen. Auf dem Effekt dieser irgendwie befremdlichen, aber dann doch wieder erstaunlich passenden Kombination beruhen viele aktuelle Kreationen.

Genau diese Gegensätze und die Assoziation mit Fiktivem bzw. Realem haben dazu beigetragen, dass Mitte der 2000er darüber diskutiert wurde, ob Illustration eine überholte Kunstform sei, da Fotografie effektiver und kontrollierbarer ist. 

“In a culture that values commerce above all other things, the imaginative potential of illustration has become irrelevant… Illustration is now too idiosyncratic.“

– Milton Glaser (amerikanischer Grafikdesigner, Illustrator, Typograf und Lehrer) 

Schon in den neunziger Jahren wurde der “individuelle Stil” der Illustration zur Belastung. Die visuelle Kommunikation wurde Grafikdesignern auf die präzise Zustellung von Werbebotschaften ausgerichtet. Und dabei hat sich herausgestellt, dass ausdrucksstarkes Grafikdesign einen Teil der konzeptuellen und ästhetischen Wirkung der Illustration erzielen kann.

Der Mangel an verbaler Aussagekraft der Illustration wurde als Kritikpunkt herangezogen. Beim Grafikdesign ging es fast ausschließlich um präzise Kommunikation und die Möglichkeit, Wörter und Bilder zu kombinieren, macht es zu einer weitaus stärkeren Methode als Illustration.

Im Grafikdesign der 2000er Jahre wurde überwiegend Typografie eingesetzt. Werbung und Marketing bestand aus expliziter Sprache in Kombination mit expliziten Bildern – ohne Mehrdeutigkeit und irgendwelche Nuancen. 

„Wir scheinen einen Punkt in der westlichen Kultur erreicht zu haben, an dem das Abstrakte nicht mehr haltbar ist. Wir fordern in allem explizite Aussagen.“

– Milton Glaser

Illustration hingegen war zu zweideutig und zu spielerisch in der Art und Weise wie Gefühle und Emotionen vermitteln wurden und daher zu gefährlich für klassisches Grafikdesign und Branding.

In den aktuellen Design Trends hat sich diese Einstellung aber extrem geändert. Auch thematisch werden heute sehr viele fiktive und nicht reale Sujets geschaffen.

Ein handgezeichnetes Element kann einem Design, das auch fotografische Elemente beinhaltet, Laune und Interesse verleihen. Umgekehrt kann ein Foto ein unbeschwerteres illustriertes Design realer oder wichtiger erscheinen lassen.

Collage art von: https://www.ciaraphelan.com/gallery-4

Wenn es darum geht, reale und illustrierte Bilder zu mischen, sind die besten Kombinationen, die, die effektiv eine Geschichte erzählen. 

Food Photography

Food photography [fo͞od][fə-tŏgˈrə-fē] (n.) – Photography that focuses on food, or uses food as a photographic subject in its expression of a non-food related idea.

Das erste gemeldete Foto von Lebensmitteln wurde von Nicéphore Niépce im Jahr 1832 gemacht und seitdem hat die Praxis eine ganze Branche hervorgebracht, die sich der Erfassung der Schönheit und Symbolik von Lebensmitteln widmet. Bei meiner Recherche hab ich leider kein Beispiel bzw. genaue Zahlen gefunden, aber das erste Kochbuch in dem Fotografien zur Darstellung von Essen verwendet wurden, dürfte irgendwann in den 1950er Jahren entstanden sein – was natürlich auch mit den Entwicklungen in der Fotografie zu tun hatte.

Nicéphore Niépce – 1832

Im Bereich der kommerziellen Fotografie ist die Lebensmittelfotografie ein relativ neues Thema, das sich jedoch am schnellsten entwickelt. Das Bestreben ist es, Lebensmittel in ihrer appetitlichsten Form einzufangen. Im Marketing, egal ob es sich um Lebensmittel oder etwas anderes handelt, ist es für den Verbraucher von entscheidender Bedeutung, den Wert dessen zu erkennen, was er kaufen soll. Fotografie hat den Anspruch Wirklichkeit abzubilden und gute Lebensmittelfotografie kann die Qualität des verkauften Produkts klar und konsistent zeigen. 

Grundsätzlich gibt es in der Lebensmittelfotografie zwei verschiedene Ansätze:

Food-Fotografie im Marketing 

= Fotografie für Print, TV oder digitale Medien, die Kunden und Kunden anzieht und sie zum Kauf eines Produkts motiviert. Commercial Food Photography umfasst nur Fotos mit der Absicht, ein Lebensmittelprodukt zu verkaufen und eine Lebensmittelmarke gut aussehen zu lassen. Dabei haben die visuellen Aspekte der vorgestellten Lebensmittel bei der Werbung für Lebensmittel Priorität. Seine Farbe und Textur müssen den Menschen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen und sie zu treuen Kunden machen.

Es gibt einige grundlegende ästhetische Tendenzen bei der Werbung für Lebensmittelfotografie. Im Gegensatz zu editorial Food- / Rezeptfotografie wird selten eine geringe Schärfentiefe verwendet. Um auf saftige und frische Texturen aufmerksam zu machen, verwenden Werbefotografen scharfe Linsen und focus stacking. Die Details eines Lebensmittels oder einer Zutat werden gezeigt und Kunden vertrauen darauf, dass sie eine genaue Darstellung dessen sehen, was sie in einem Restaurant oder in einer Verpackung erwartet. Food Photography wird jedoch oft in der post production stark nachbearbeitet und tritt manchmal sogar in den Bereich der Fantasie ein.

Food Photography wird oft digital manipuliert und in Fantasie verwandelt

On White Seamless Food Photography [ȯn●hwīt●ˈsēm-ləs] [fo͞od][fə-tŏgˈrə-fē] – Isolated image of a food dish, food ingredient or a food product on a pure white background.

Kurz gesagt, es handelt sich um leere Leinwände, die jederzeit auf unzählige verschiedene Arten geändert werden können. On White Seamless Food Photography kann langweilig sein. Diese Bausteine sind jedoch nicht zu unterschätzen. Die Beliebtheit von Produkten hängt oft davon ab, wie gut diese Aufnahmen Textur, Farbe, Geschmack und Persönlichkeit erfassen. 

Kunstfotografie (Fine Art Food Photography): 

Hier wird ein künstlerischen Ansatz für das Fotografieren und Bearbeiten von Lebensmittelfotografie verfolgt. In der Fine Art Photography wird mithilfe von Beleuchtung, Komposition und Styling eine ausgeprägte Stimmung geschaffen und die Bilder können realistisch sein oder auch nicht. Die Food Photography, ob im Studio oder vor Ort, ist letztendlich ein Genre, das seit den Anfängen der Kunst existiert – in dem, was wir Stillleben nennen – und Stillleben erfordert Reflexion, Organisation und Zeit, um Absichten, die wir haben, und den Eindruck, den wir erzeugen wollen.

Gleich wie bei der illustrativen Darstellung von Lebensmitteln geht es nicht nur um ein hübsches Bild, es geht darum, ein Bild zu erstellen, das beim Betrachter ein Gefühl auslöst. Die Lebensmittelfotografie ist ein sehr spezifisches Genre, da sie eine Leidenschaft und ein tiefes Verständnis für die Produkte erfordert. In der Food Photography kann relativ leicht eine bestimmte Stimmung erzeugt werden. Im Gegensatz zu Lebensmittelillustration wird hier sehr viel dieser Stimmung durch Licht, dem Zusammenspiel und der Auswahl von Farben und der Bildkomposition gearbeitet. In der Food Photography schafft vorwiegend die Umgebung und das Setting die gewünschte Stimmung, während in der illustrativen Darstellung oft das Objekt/Lebensmittel selbst auf eine bestimmte Art und Weise repräsentiert und stilistisch dargestellt wird. 

Ein Beispiel dafür ist die dunkle und launische Lebensmittelfotografie. Hierbei wird durch einen „dunklen“ Ansatz Stimmung geschaffen, wodurch das Foto ein künstlerisches Gefühl bekommen kann – wie bei einem Stillleben. Oder beispielsweise wie das  Zusammenspiel von Licht und Schatten in Gemälden von Vermeer und Rembrandt. Der Kontrast zwischen Schatten und Licht in einem Bild sorgt für eine dramatische Stimmung. Das kann helfen das Auge zu einem bestimmten Bereich in der Komposition zu lenken.

Gleich wie bei der Illustration von Lebensmitteln ist auch in der Fotografie die Wiedergabe von Textur enorm wichtig. Bei der Aufnahme von Food-Photography ist oft ein einfacher Ansatz am besten. Hier geht es nicht nur um Komposition, sondern auch um das Thema. Lebensmittel in ihrem natürlichen Zustand – wie Obst und Gemüse – sind von Natur aus fotogen.  Durch Beleuchtung und einfache Komposition kann man die lebendigen Farben und Texturen verbessern. 

Für einige geht es in der Food-Fotografie um die Botschaft, die vermittelt wird, vom bleibenden Eindruck von Gourmet-Covers bis zu wichtigen historischen Momenten, die die Art und Weise widerspiegeln, wie wir essen. Für andere ist großartige Food-Fotografie Kunst und wieder andere konzentrieren sich auf die Zutaten selbst und argumentieren, dass das Bild einfach ein Kanal für ihre inhärente Schönheit ist. 

Fine Art Photography wird vor allem im Editorial Bereich eingesetzt. Editorial Photography kann schwer zu definieren sein. Per Definition kann redaktionelle Lebensmittelfotografie keine Werbung sein oder von einem Lebensmittelunternehmen bezahlt werden. Diese Art der Fotografie erscheint auch in Magazinen, Zeitungen und Online-Veröffentlichungen, im Grunde überall dort, wo Informationsartikel veröffentlicht werden. Lebensmittelmagazine sind redaktioneller Natur, da sie Originalinhalte produzieren, die nicht direkt werben, sondern vielmehr anweisen oder informieren.

Links:

www.phoode.com/blog/simple-rembrandt-food-photography-lighting-technique-adds-drama-to-images-of-single-vegetables/

www.phoode.com/blog/the-balance-of-bright-and-dark-as-the-key-to-successful-chiaroscuro-food-photography/

www.phoode.com/blog/keeping-it-simple-with-on-white-seamless-food-photography/

www.firstwefeast.com/eat/2013/06/the-most-iconic-food-photographs-of-all-time/

Food Illustration

Um die Jahrtausendwende sind immer mehr Fernsehkochprogramme entstanden und der Zugang zu Rezepten bzw. Kochtechniken wurde über das Internet immer leichter. Bald darauf sind große Online-Communities entstanden, die sich mit Lebensmitteln beschäftigten, wodurch natürlich auch bildliche Darstellungen von Nahrung und Essen wichtiger wurden. 

Zum Beispiel wurden in Kochsendungen spielerische Illustrationen von Essen, der Zubereitung und anderen Bildern eingespielt. Auch in Print- und Online-Magazinen wurde angefangen, lebendige Illustrationen zu präsentierten, um Rezepte und Artikel zu verbessern und den Trend auch ins Editorial Design zu bringen. 

Die Zeit zwischen 1950 und 1980 war besonders wichtig für Food Illustration – schon damals wurde Food Illustration im Editorial Bereich immer beliebter. Heute ist Food Illustration überall.

Food Illustrations haben eine starke Entwicklung durchgemacht. In den Anfangszeiten, bevor es Kochshows im Fernsehen und Starköche gab, hatten illustrative Lebensmitteldarstellungen eine didaktische Aufgabe – sie mussten vor allem Informationen liefern und dem Betrachter ein Rezept oder bestimmte Handgriffe lehren und veranschaulichen – sie dienten rein als Infografik bzw. Anleitung. Dennoch waren sie stilvoll, elegant und einprägsam. Es waren vor allem Schwarz-Weiß-Linienillustrationen, die zeigten, wie man z.B. eine Hühnerbrust entbeint.

Illustrationen von Sidonie Coryn in “Mastering the Art of French Cooking” von Julia Child – 1961

Das Kochbuch „Mastering The Art of French Cooking“ (1961) von Julia Child hatte großen Einfluss auf die Art und Weise wie Kochbücher gestaltet und auch heute noch gestaltet werden – das Kochbuchkonzept wurde von sechs Rezepten pro Seite auf ein Rezept pro sechs Seiten geändert – damit alle illustrativen Details Platz hatten, die erforderlich sind, um die richtige französische Vorgehensweise zu vermitteln. Die visuelle Darstellung von Essen wurde immer wichtiger. 

Wie man in dem nächsten Beispiel sieht gibt es schon allein bei Schwarz-Weiß-Illustrationen verschiedene Stile und Interpretationen der Illustratoren. Am einen Ende des Spektrums befindet sich “Craig Claiborne’s Kitchen Primer” (1969) mit Illustrationen von Tom Funk. Seine Linienzeichnungen sind ausgezeichnet.

Illustrationen von Tom Funk – 1969

Am anderen Ende ist das klassische italienische Kochbuch von Marcella Hazan (1976), das Zeichnungen von George Koizumi featured. Diese heben die Kunst der lehrreichen Schwarz-Weiß-Kochbuchillustration auf eine andere Ebene – sie sind bereits viel anspruchsvoller und detaillierter. 

Illustrationen von George Koizumi – 1976

Wie man hier gut sieht, ist die Textur in der Lebensmittelillustration sehr wichtig, da sie dazu beiträgt, die Elemente, die man darstellen will, vom Untergrund zu trennen und dem Betrachter ein Gefühl für das tatsächliche Lebensmittel vermittelt, das man darstellen will – und sie sehen beispielsweise die Textur des Brotes und denken darüber nach, wie knusprig echter Toast ist. 

Nur weil die Darstellung der Textur von Lebensmitteln wichtig ist, bedeutet das aber nicht unbedingt, dass man den realistischen Weg gehen muss – vor allem geht es darum die Textur von Lebensmitteln auf künstlerische Art zu interpretieren. Denn bei der Illustration von Lebensmitteln ist das Wichtigste, dass es sich lohnt Illustration zu verwenden. 

Eine gute Frage, die man sich stellen muss ist, warum man kein Foto verwendet. Die Lebensmittelfotografie ist offensichtlich der führende Konkurrent der Lebensmittelillustration. Wenn man Illustrationen verwendet, muss der Vorteil offensichtlich sein. Die Illustration von Lebensmitteln ist am aufregendsten, wenn man die Interpretation des Künstlers sieht und ein Gefühl für seine Beziehung zu Lebensmitteln bekommt. Bei der illustrativen Darstellung ist es nicht unbedingt genug, realistisch zu sein, es muss einen Charakter haben und zwar so einen, den ein Foto niemals einfangen könnte.

Viele Magazine verwenden Fotografie, um Essen zu zeigen – Food-Fotografie kann wirklich erstaunlich und inspirierend sein, aber sie können oft auch ein bisschen langweilig sein. Die Illustration von Lebensmitteln ist in der Redaktion und im Verlagswesen am weitesten verbreitet, daher sind dies die Schlüsselbereiche für die Illustration von Lebensmitteln.

Ein illustriertes Rezept kann viele Dinge darstellen, die ein Foto nicht kann. Es kann Erinnerungen wecken und eine Geschichte erzählen. Es kann lustig, süß, nostalgisch, albern, hübsch und total lecker sein. Es kann uns mit verschiedenen Kulturen verbinden und uns einen neuen Geschmack vorstellen.

Damit die Illustration von Lebensmitteln besser ist als die Fotografie von Lebensmitteln, muss man versuchen, eine Illustration zu erstellen, die nicht durch Aufnehmen eines Fotos erfasst werden kann. Die Illustration von Lebensmitteln kann mehr Emotionen, Geschichten und Übertreibungen vermitteln als mithilfe von Fotografie. Maßstab und Perspektive können in einer Illustration spielerisch geändert werden. Man sollte sich nicht nur darauf konzentrieren, das Essen genau nachzubilden. Mit illustrativer Darstellung hat man die Möglichkeit eine Geschichte in einer Szene zu erzählen und bestimmte Emotionen zu vermitteln.

Jose Garcia

Die Illustration von Lebensmitteln muss die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich ziehen und nicht nur versuchen, schön auszusehen. Dabei gilt jedoch trotzdem, dass das Wichtigste an Lebensmittelillustrationen ist, ob die dargestellten Objekte gut genug aussehen um sie zu Essen, ob sie ansprechend oder abstoßend sind.

Es gibt viele verschiedene Arten von Lebensmittelillustration, einige davon sind z.B.: grafisch, stilisiert, animiert, gestisch, realistisch,… Solange ein Foto nicht die gleiche Stimmung (oder besser) einfangen kann, spielt es grundsätzlich keine Rolle, auf welche Weise Essen illustriert wird. In Bezug auf realistische Darstellungen von Lebensmitteln, die durch Fotografie super leicht erzeugt werden können, müsste man die Illustration NOCH realistischer machen als das reale Ding/Objekt, um in dieser Hinsicht Fotografie als Medium zu übertreffen. 

Aber grundsätzlich geht es eh nicht darum, Lebensmittel so realitätsnah wie möglich zu gestalten – Lebensmittelillustration muss überhaupt nicht realitätsnah sein. Es können die natürlichen Farben verbessert werden, die Dinge durcheinander gebracht werden, aber es muss immer noch appetitlich sein.

Maïté Franchi

Ein klarer Vorteil von Lebensmittelillustration ist, dass sie erfrischend und verspielter ist. Insbesondere bei Rezepten ermöglichen Lebensmittelabbildungen dem Leser eine Anleitung, wie das Lebensmittel aussehen soll, aber es ist völlig ok, wenn es am Ende etwas anders aussieht. Bei fotografischen Abbildungen kann es sein, dass man möglicherweise vom Endergebnis enttäuscht ist. 

Links:

www.medium.com/one-table-one-world/cookbook-illustrations-of-yesteryear

Q&A with Holly Exley (Food Illustrator) on YouTube

www.erudit.org/en/journals/cuizine/

The Art of Food Illustration

Die Darstellung von Lebensmitteln hat eine enorm lange Tradition in der Kunst und unserer Geschichte. Die Darstellung von Nahrungsmitteln hat schon immer eine wichtige Rolle gespielt: in Ägypten wurden z.B. Piktogramme von Pflanzen und Getreide und Lebensmitteln wie Brot in sehr reduzierter Form in Hieroglyphentafeln geschlagen. In der Renaissance waren die Darstellungen von Lebensmitteln im Vergleich dazu viel aufwendiger und naturalistischer gestaltet und dienten natürlich auch einem anderen Zweck. In dieser Zeit sind beispielsweise skurrile rätselhafte Porträts entstanden, in denen Gesichtszüge aus Obst, Gemüse und Blumen zusammengesetzt waren, wie in den Werken von Guiseppe Arcimboldo.

“Autumn Beard Man” von Guiseppe Arcimboldo

Doch die heutigen Darstellungen von Lebensmitteln gehen vor allem auf die Blütezeit der niederländischen Renaissance-Malerei zurück. Die großen, wunderschönen Stillleben dieser Zeit sind immer noch Vorbilder und Orientierungshilfen besonders in der modernen Food Photography, aber natürlich auch in der illustrativen Darstellung von Lebensmitteln. Noch heute gelten sehr ähnliche, aber in allem Fall vergleichbare, Prinzipien, Regeln und Überlegungen in der Komposition, dem Aufbau und der Gestaltung solcher Darstellungen.

Auch das zugrundeliegende Ziel ist dasselbe geblieben: In den Gemälden wurde jede Oberfläche sorgfältig gerendert, um die Illusion zu erzeugen, dass das Fest direkt vor dem Betrachter steht und ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Der hyperrealistische Stil der klassischen Stilleben hat das natürlich extrem gefördert und viele der damals entstandenen Gemälde wirken durch diese Detailgetreue eher wie ein Foto als eine Illustration.

“Still Life with Oysters and Grapes” von Jan Davidsz. de Heem – 1653

Im Vergleich zu den hyperrealistischen Stilleben der Niederländischen Renaissance stehen z.B. die illustrativen Darstellungen von Lebensmitteln von Paul Cezanne. Für postimpressionistische Maler wie Cezanne war die Beobachtung aus dem Leben nur der Beginn eines weitgehend einfallsreichen Prozesses. Sie haben lebendige Farben und lebhafte Pinselstriche mehr geschätzt als den Hyperrealismus der Vergangenheit. 

In der Zeit der Pop Art wurde Essen zu einer sozialen Metapher. Die Gemälde von Wayne Thiebaud spiegelten eine Wandergesellschaft wieder, in der üppige Desserts für amerikanische Fülle und Wohlstand standen. Er malte Kuchen- und Tortenreihen in leuchtenden Pastellfarben, die an Werbung und Kinderspielzeug erinnerten. 

Wayne Thiebaud – 1920

Insgesamt besteht in der zeitgenössischen Lebensmittelkunst eine gesunde Spannung zwischen Tradition und Bildersturm. Vor allem in der illustrativen Darstellung gibt es alles – von hyperrealistischen bis hin zu abstrakten Darstellungen von Lebensmitteln – hier ist jeder Zugang ok.

Angesichts dessen, dass hyperrealistische Gemälde und Illustrationen schon sehr nah an Fotografie rankommen, jedoch viel zeitaufwändiger sind und man nicht noch realistischer zeichnen kann, werden Darstellungen, die diese Qualitäten aufweisen sollen (Detailgetreue, Realitätsnähe, Darstellung der Wirklichkeit,…) oft mit Hilfe von Fotografie erzielt. 

Klassische Stillleben – natürlich auch eine Illustration — sind der Ausgangspunkt für beide Arten der Darstellung, wobei die illustrative Darstellung mit dem Aufkommen der Fotografie in den Hintergrund gerückt ist, aber als Kunstform nach wie vor Bestand hat. Illustration hat sich immer weiter entwickelt und verschiedene abstrakte, unrealistische und imaginative Ansätze hervorgebracht. Illustrative Lebensmitteldarstellungen haben zeitgenössisch betrachtet nicht unbedingt Anspruch auf Realität, sondern werden als Kunstform bzw. in Hinblick auf grafische Illustration als Teil von Design verstanden. Dieser Wahrheitsaspekt wird heute vor allem von Fotografie übernommen, die aufgrund des Mediums immer diesen hyperrealistischen Aspekt beibehält und in der Art des Stylings und der Komposition variieren kann, aber weniger Spielraum hat wenn es um die Darstellung von Nicht-Realem geht.

Daraus ergibt sich aber, dass Food Photography heutzutage oft nur eine veranschaulichende Funktion zugesprochen wird und nicht als Kunstform verstanden wird. Im Allgemeinen werden Aktfotos schnell als Kunst bezeichnet, während Lebensmittelfotografie in der „Illustrationsfunktion“ zu stecken scheint. Jedoch hat die „natural beauty“ Bewegung der letzten Jahre der Disziplin der Lebensmittelfotografie und Lebensmittelkompositionen sehr viel Anerkennung verliehen. 

Links:

www.smithsonianmag.com/travel/food-art-cultural-travel-180961648/

Are Illustrations and Photography interchangeable?

Illustrationen sind besonders wirksam bei Abstraktionen, Vereinfachungen oder humorvollen Themen und bei der Darstellung des Abstrakten oder Fiktiven. Fotos hingegen eigenen sich bei der Abbildung bzw. Schaffung von Realität. Sie erzeugen echte Nähe und Identifikation. Beide Werkzeuge sind auf jeden Fall starke Träger für Emotionen. Und positive Emotionen sind die ersten Träger für Kaufimpulse von Kunden.

Vor allem im Produktdesign wirkt Illustration komplett anders als Fotografie. Hier kann grafische Illustration oft eine viel stärkere Wirkung erzielen und dem Produkt mehr Persönlichkeit geben. Fotografie auf der Verpackung selbst lässt die Produkte in den meisten Fällen plump und qualitativ eher minderwertig erscheinen.

Im Vergleich dazu schafft es dieses Package Design von “Glass Canned Wines” erfolgreich Fotografie in ihr Sujet einzubauen. Durch die stark reduzierte Formensprache und das Gedankenspiel, das mit den realen Darstellungen der Fotos unterstützt wird, funktioniert dieses Beispiel extrem gut und schafft es auch Qualität zu kommunizieren.

Gerade bei abstrakten Themen oder der Darstellung von Analogien oder Überhöhungen sind Illustrationen besser geeignet. Und manche Inhalte würden als Foto ziemlich schlecht aussehen oder einfach nicht ausreichen, um eine bestimmte Botschaft zu übermitteln.

Fotografie kann mit den heutigen Technologien jedoch auch super erfolgreich und relativ wirtschaftlich zur Darstellung des Fiktiven eingesetzt werden.

In dem Werbespot von Audible Deutschland entstehen durch Fotografie und manipulierte Visuals Sujets, die als Inspirationsquelle dienen, die Phantasie beflügeln und starke Empfindungen auslösen.

Wie bereits erwähnt, ergeben sich aus den Eigenschaften der Medien „natürliche“ Einsatzgebiete. Wird jedoch z.B. Illustration in einem Bereich eingesetzt, in dem Klassischerweise Fotografie verwendet wird, ergeben sich sowohl Vorteile als auch Nachteile. Als klarer Vorteil, kann die Generation von Aufmerksamkeit genannt werden, da solche Sujets oft provokativ und ungewohnt wirken können. 

Webseite von Anwaltskanzlei Wolf Theiss
Webseite von Anwaltskanzlei Wolf Theiss

In der Kommunikation einer Anwaltskanzlei ist es wichtig professionell aufzutreten, weswegen Illustration als bildgebendes Mittel nicht unbedingt die beste oder erste Wahl ist. An diesem Beispiel sieht man jedoch, wie erfolgreich grafische Illustration hier eingesetzt werden kann. Aufgrund des Stils und der minimalistischen und reduzierten Sprache in Kombination mit Schwarz wirkt das Auftreten professionell. Die Illustrationen von Christoph Niemann fügen dem Ganzen auf alle Fälle noch Persönlichkeit und Charakter hinzu und helfen dabei Werte der Kanzlei zu vermitteln und generieren klarerweise auch Aufmerksamkeit. Der Einsatz von Illustration macht die Gestaltung informativ und unterhaltsam.

Illustration zur Darstellung des Realen:

Vor allem bei Darstellungen von Essen in Kochbüchern oder ähnlichem wird Illustration klassischerweise eher nicht verwendet – hier tut sich Illustration schwer “Reales” abzubilden. Wie kann das Problem der Wiedergabe von Realität bzw. Ausdruck von Fiktivem gelöst werden? 

Einerseits funktioniert Illustration als visuelle Sprache wenn die Darstellungen extrem abstrahiert werden, wodurch es natürlicherweise zu einem Stimmungsbild bzw. einer Dekoration wird. Andererseits auch in Fällen wo man die Gerichte bereits kennt und weiß wie sie aussehen sollen/werden und wenn sie keinen Anspruch auf Realismus bzw. Wiedergabe der Realität haben. An diesem Beispiel eines illustrierten Kochbuchs sieht man, wie gut Illustrationen Stimmung und Emotionen abbilden können. Da es um traditionelle deutsche Küche geht, die die meisten Menschen innerhalb Deutschlands wahrscheinlich kennen, funktioniert diese abstrahierte Form auch extrem gut.

Das oben gezeigte Beispiel von Anni von Bergen ist ein ausschließlich mit Illustrationen bebilderter Rezepte-Reiseführer.

Diese Assoziation von Illustration mit Fiktivem kann auch relativ leicht gelöst werden. Darstellungen von Essen oder Gerichten funktionieren auch, wenn es super detaillierte und fotorealistische Illustrationen sind. In solchen Fällen kann das auch in Kochbüchern funktionieren. Wenn man die Ansprüche, die Menschen an ein Medium stellen kennt und die Schwächen bzw. Nachteile, die Illustration in diesem Kontext möglicherweise haben kann, ausgleicht funktioniert auch Illustration in diesem Bereich super.  

Ein weiteres Beispiel sind Magazincover für Modezeitschriften, die traditionellerweise ausschließlich mit Fotografie bespielt werden. Wie man hier sieht kann der Einsatz von Illustration gezielt als Statement verwendet werden. In der Januar-Ausgabe 2020, machte die Vogue Italia darauf aufmerksam, wie viel Energie Modeproduktionen verbrauchen und wurde aus diesem Grund komplett illustriert. Durch den Einsatz von Illustration bekommt das Design eine ganz andere Sprache, regt eher zum Nachdenken an, bekommt einen künstlerischeren Charakter und steht für eine Idee, ein Konzept und in diesem Fall eine Kritik.

Quellen:

  • https://page-online.de/bild/zauberhaft-illustriertes-kochbuch-fuer-deutsche-kueche/?
  • https://page-online.de/bild/vogue-italia-geht-radikalen-schritt-illustrationen-statt-fotografie/
  • https://www.wolftheiss.com
  • https://www.glasscannedwines.com
  • https://dribbble.com/shots/8190185-Asian-Food-Illustration

Characteristics of Photography

Fotografie als visuelle Sprache im Grafikdesign 

Illustrationen und Fotografien haben sehr viel gemeinsam, jedoch wird Illustration immer als Gegenteil oder Kontrast zur Fotografie gesehen. Dabei kann auch eine Fotografie einen Text »illustrieren«, und früher wurde all das, wofür heute die Fotografie eingesetzt wird, durch Illustrationen geleistet. Im Design wird häufig direkt zwischen grafischer Illustration und Fotografie entschieden.

Gleich wie Illustration wird bei einer Fotografie die Welt um uns herum eingefangen und kommentiert. Jedoch kann Fotografie im Design wirkungsvoller sein als Grafik oder Illustration, da sie die Botschaft mit einem Gefühl von Realismus vermittelt.

Die tieferliegende Ursache dürfte in der grundlegenden Wirkung der fotografischen Bilder liegen. Denn es scheint, dass wir Fotos als glaubwürdiger wahrnehmen – und das, obwohl wir über die Möglichkeit der Bildbearbeitung und -manipulation Bescheid wissen. Während eine Zeichnung oder ein Gemälde auf den ersten Blick »Kunst« oder nur »künstlich« ist, glauben wir dem Foto die Abbildung einer Realität selbst dann, wenn der Inhalt unmöglich erscheint. Dieses weitverbreitete Vorurteil kann an der Beschaffenheit des menschlichen Gehirns liegen oder vielleicht ist es kulturell verankert – auf jeden Fall muss es in Hinblick auf die Wirkung in Betracht gezogen werden.

Diese Realitätsgebundenheit, die als Vorteil der Fotografie gesehen wird, beschränkt allerdings auch erheblich ihre Möglichkeiten. 

Aufgrund ihrer Eigenschaften eignen sich Fotografien im Allgemeinen besonders gut für: 

01. Für die Genauigkeit

Natürlich gibt es auch Szenarien, in denen Fotografie für Designer die natürliche Wahl sein wird. Zum einen sind Genauigkeit und Vertrauen wichtig für die Ziele des Designs. Menschen vertrauen auf Fotos, um einen Ort, ein Produkt oder eine Person genau darzustellen. Wenn man also für ein Produkt wirbt, ist es oft eine gute Idee, es mithilfe von Fotografie darzustellen. Zum Beispiel reagieren die Leute besser auf ein Foto eines Tellers mit Lebensmitteln in einem Menü oder einem Kochbuch als auf eine Illustration von Lebensmitteln, weil sie glauben, dass das Essen, das sie bekommen, gleich aussehen wird wie auf dem Foto.

Bei Kochbüchern bzw. Food Photography hat die Darstellung einen Anspruch darauf, die Wirklichkeit abzubilden, daher werden hier vor allem Fotos eingesetzt. Sie vermitteln Glaubwürdigkeit und bilden eine Art Beweis-Ebene.

02. Professionell aussehen

Im weiteren Sinne kann die Fotografie auch dazu beitragen, ein Bild von Professionalität zu vermitteln. Bilder, die die Realität genau widerspiegeln, können dazu beitragen, die Verbraucher davon zu überzeugen, dass ein Unternehmen ernsthaft und verantwortungsbewusst ist, was beispielsweise für eine Investmentbank sehr wichtig wäre.

03. Um eine reale Sache zu zeigen

Fotografie kann auch die natürliche Wahl sein, wenn Sie die physikalischen Eigenschaften eines Produkts oder einer Dienstleistung vermitteln möchten, um eine viszerale Reaktion hervorzurufen. Zum Beispiel wird eine Fotografie eines luxuriösen Hotelzimmers effektiver und viel kraftvoller sein als eine stilisierte Illustration. 

Wobei Produktdarstellungen/-fotografie ein interessantes Beispiel dafür ist, wo die natürlichen Grenzen entstehen. Für die Fotografie und Repräsentation eines Produkts werden fast ausschließlich Fotos verwendet. Wie man an diesem Beispiel jedoch sieht, wird für das Packaging und das Produkt selbst, grafische Illustration eingesetzt.

DIE VORTEILE VON FOTOGRAFIEN:

  • Der Betrachter nimmt das Motiv als Realität wahr. Auch wenn das Foto verfremdet oder nur leicht bearbeitet ist.
  • Der Betrachter kann sich besser mit dem Motiv identifizieren. Er wird in das Bild hineingezogen.
  • Produktfotos können mit der richtigen Inszenierung stark zum Kauf anregen.

Fotos eigenen sich bei der Abbildung bzw. Schaffung der Realität. Sie erzeugen echte Nähe und Identifikation.

Daraus ergeben sich die klassischen Anwendungsbereiche der Fotografie im Communication Design. 

  • Produktfotografie 
  • Modefotografie 
  • Dokumentarfotografie 
  • Landschaftsfotografie 
  • Architekturfotografie 
  • Portraits

Bildbände sind ein klassisches Beispiel für ein Medium des Communication Design, das eigentlich ausschließlich für und wegen Fotografie existiert. Illustration kann natürlich auch verwendet werden, ist jedoch in vielen Fällen nur zusätzlich bzw. aufgrund der Vorteile, die es in der Darstellung bringt.

Die Wirkung von Fotos im Vergleich zu Illustration ist, dass sie im Allgemeinen strenger, professioneller und genauer. Auch die Tatsache, dass sie unbearbeitet immer ein geometrisches Element bilden macht sie innerhalb einer Komposition/einem Design statischer und schwerer, wodurch es auch manchmal sein kann, dass sie schwerer zu integrieren sind als Illustrationen. Fotos werden als Repräsentation von etwas Realem wahrgenommen, was wiederum super wertvoll sein kann und wie schon erwähnt, zu Kaufentscheidungen führen kann.

Quellen:

  • https://moodley.at/idsheet/vagabund-moto/
  • https://www.instagram.com/currentcassis/
  • https://studiobruch.com/de/sisigrant/
  • https://www.vogue.de/fashion-shows/fruhjahr-sommer-2020-ready-to-wear/magda-butrym/slideshow/collection/12
  • https://studiobruch.com/de/terroir/

Characteristics of Illustration

Charakteristiken und Merkmale von Illustration als Visual Language

Illustrationen signalisieren etwas Fiktives, Unwirkliches. 

Wie bereits erwähnt wird bei Grafischen Bildern bzw. Illustrationen bereits aufgrund ihrer Charakteristiken eine symbolische Ebene geschaffen – Menschen verbinden mit Illustrationen etwas Fiktives und sie repräsentieren Ideen oder Konzepte. Im Gegensatz zu Fotografie fehlt ihnen die Fähigkeit einem Design eine gewisse Wahrheit zu verleihen und somit eine Art Beweis-Ebene zu schaffen. Gleichzeitig stellt diese Assoziation mit dem Fiktiven auch einen Nachteil der Illustration als Medium dar und schränkt auch die Einsatzgebiete dementsprechend ein.

Grafikdesigner Adrian Shaughnessy formuliert es so:

Die schwammige Mehrdeutigkeit und Fähigkeit, metaphorisch Gefühle und Emotionen zu transportieren, macht Illustration hingegen zu gefährlich für die Welt der Unternehmen.

Aus diesem charakteristischen Merkmal ergibt sich jedoch auch einer der Vorteile von Illustrationen – sie wecken emotionale Reaktionen, oft stärker als Fotos. Illustrationen nimmt man meistens entweder positiv oder negativ wahr, wohingegen ein Foto meistens neutraler betrachtet wird. Die Assoziation mit abstrakten und allgemeinen Themen, die wir mit Illustration haben, führt dazu, dass dieses Medium eine stärkere emotionale Qualität hat. Im Gegensatz dazu sind konkrete Darstellungen eindeutig und klar und wir nehmen sie eher zur Kenntnis ohne darüber nachzudenken. Eine Illustration muss man immer interpretieren und ist nie so selbstverständlich wie ein Foto. 

Durch Symbole und allegorische Darstellungen kann man einer Illustration weitere Bedeutungs- und Wirkungsebenen verleihen, vorausgesetzt der Betrachter versteht die Zeichen und kann sie deuten. Ziel von grafischer Illustration sollte trotzdem immer eine verständliche Visualisierung sein.

Aufgrund ihrer Eigenschaften eignen sich Illustrationen im Allgemeinen besonders gut für: 

01. fantastische Szenen

Illustrationen sind sehr gut darin, Dinge zu zeigen, die man mit Fotografie einfach nicht, oder nicht so leicht, visualisieren kann. Illustrationen haben keine Einschränkungen durch reale Überlegungen wie Schwerkraft oder „Möglichkeit“. Sie sind also ideal, um fantastische Szenen zu erstellen, die unmöglich zu fotografieren wären. 

Illustratorin Ari Liloan visualisiert für Joko Winterscheidts GQ-Kolumne

02. Für Retro-Stimmung – Nostalgie 

Wenn man seinem Design einen gewissen Vintage-Look verliehen will, eigenen sich Illustrationen besonders gut. Aus historischer Sicht betrachtet, werden Illustrationen und vor allem auch verschiedene Stile der Illustration mit einer bestimmten Zeit/Ära in Verbindung gebracht. Die heutige Verwendung von Illustrationen kann also auf verschiedene Zeiträume zurückgreifen und den Designs ein Retro-Flair verleihen. Mit Fotografie ist es schwieriger, dies zu erreichen. 

03. um Aufmerksamkeit zu erregen

Illustration kann auch eine gute Wahl sein, wenn man Aufmerksamkeit erregen möchte. In Märkten, in denen viele ähnliche Produkte erhältlich sind, können Illustrationen eine hervorragende Möglichkeit sein, sich von der Masse abzuheben. Es gibt nur so viele Möglichkeiten, dasselbe zu fotografieren, aber Illustratoren können einem Bild eine ganz neue Perspektive und einen neuen Stil verleihen. 

Werbung für die internationale Rechtsanwaltssozietät Wolf Theiss mit Illustrationen von Christoph Niemann

04. Für Icons

Und dann gibt es natürlich Icons. Man denkt nicht oft daran, aber jedes kleine Symbol auf einer Website ist eine Illustration.

Charakteristisch und wirtschaftliche Vorteile von Illustrationen: 

  • Models müssen nicht gecastet und bezahlt werden, nachträgliche Lizenzen für Models fallen nicht an.
  • Man kann Szenen aus anderen Ländern, Welten und Situationen erstellen, die fotografisch einen Heidenaufwand bedeuten
  • Die Erstellung von Illustrationen ist daher oft günstiger als Fotografie.
  • Gerade Themen mit Witz sind mit Illustrationen viel besser zu transportieren. Sie wirken nicht so albern wie Fotografien, obwohl sie sehr albern sein können.
  • Die Glaubwürdigkeit wird bei Illustrationen nicht in Frage gestellt. Der Betrachter geht von einer Phantasie-Szene aus. Das Setting für eine absurde, abstrakte oder unrealistische Szene ist somit vorbereitet.
  • Nachträgliche grundlegende Änderungen sind einfacher umzusetzen.
  • Komplexe Sachverhalte können stark vereinfacht dargestellt werden.

Ob man für die eigene Website, eine Werbekampagne oder für Magazine Illustrationen einsetzt, hängt von der zu treffenden Aussage ab. Illustrationen sind besonders wirksam bei Abstraktionen, Vereinfachungen oder humorvollen Themen. 

Mehrere Kategorien der Illustration können definiert werden:

  • Fotogetreue Illustrationen, die Anspruch auf Wahrheit haben
  • Abstrakte Illustrationen, die Emotionen transportieren
  • figurative oder technische Zeichnungen mit dem Wunsch nach Realismus, Karten, naturwissenschaftliche Darstellungen, 
  • Diagramme, Skizzen, statistische Grafiken
  • Grafische Illustrationen, die hauptsächlich mit geometrischen Grundformen arbeiten, 
  • Illustrationen, die abstrakte Ideen und Konzepte visualisieren

Illustrationen als Repräsentation der Wirklichkeit und als Mittel zur Informationsdarstellung 

Die Wirklichkeitstreue eines Fotos und der Vorteil dadurch Interesse wecken zu können, spricht oft für dieses Medium. Unter diesem Gesichtspunkt kann ein Foto effektiver sein als eine Illustration. Jedoch können Illustrationen, die die Realität originalgetreu wiedergeben, genauso effektiv sein wie ein Foto, wenn nicht sogar mehr.

Illustrationen von Josephine Rais

Darüber hinaus werden Zeichnungen z.B. von Kindern aufgrund ihrer anregenden Kraft und wie eindrucksvoll sie sind, häufig bevorzugt. Hier können wesentliche Botschaft hervorgehoben, vereinfacht und symbolisiert werden. 

“Weißt du wo es Hunde und Katzen regnet?” – Kinderbuchillustration von Clara Frühwirth

Illustrationen können manchmal effektiver bei der Übertragung von Information sein als ein Foto. Häufig können Details oder wichtige Elemente eines Objekts oder einer Erfahrung besser hervorgehoben werden (z.B. in der Botanik, Untersuchung des menschlichen Körpers und seiner Funktion, biologische Experimente, Chemie, Physik, technische Instrumente). Im Vergleich können Fotos oft, einige wichtige Details nicht stark genug hervorheben.

Außerdem können Illustrationen…

  • …Grafiken für eine schnelle Wahrnehmung organisieren 
  • …die Augen auf wichtige Informationen lenken 
  • …eine Visuelle Abkürzung für effiziente Kommunikation bieten (weniger reale, dafür „schnellere“ …Darstellung)
  • …das Abstrakte konkretisieren
  • …Komplexität klären
  • …eine Grafik mit Energie und Emotionen aufladen 

Quellen:

  • https://www.wolftheiss.com/firm/the-art-of-wt/
  • https://freischuetz.eu/illustrationen-vs-fotos-was-ist-besser/
  • https://www.clarafruehwirth.at/weisst_du_wo_es_katzen_und_hunde_regnet.html
  • https://page-online.de/bild/knallbunt-und-komplex-jokos-illustrierte-top-5/