Food Illustration

Um die Jahrtausendwende sind immer mehr Fernsehkochprogramme entstanden und der Zugang zu Rezepten bzw. Kochtechniken wurde über das Internet immer leichter. Bald darauf sind große Online-Communities entstanden, die sich mit Lebensmitteln beschäftigten, wodurch natürlich auch bildliche Darstellungen von Nahrung und Essen wichtiger wurden. 

Zum Beispiel wurden in Kochsendungen spielerische Illustrationen von Essen, der Zubereitung und anderen Bildern eingespielt. Auch in Print- und Online-Magazinen wurde angefangen, lebendige Illustrationen zu präsentierten, um Rezepte und Artikel zu verbessern und den Trend auch ins Editorial Design zu bringen. 

Die Zeit zwischen 1950 und 1980 war besonders wichtig für Food Illustration – schon damals wurde Food Illustration im Editorial Bereich immer beliebter. Heute ist Food Illustration überall.

Food Illustrations haben eine starke Entwicklung durchgemacht. In den Anfangszeiten, bevor es Kochshows im Fernsehen und Starköche gab, hatten illustrative Lebensmitteldarstellungen eine didaktische Aufgabe – sie mussten vor allem Informationen liefern und dem Betrachter ein Rezept oder bestimmte Handgriffe lehren und veranschaulichen – sie dienten rein als Infografik bzw. Anleitung. Dennoch waren sie stilvoll, elegant und einprägsam. Es waren vor allem Schwarz-Weiß-Linienillustrationen, die zeigten, wie man z.B. eine Hühnerbrust entbeint.

Illustrationen von Sidonie Coryn in “Mastering the Art of French Cooking” von Julia Child – 1961

Das Kochbuch „Mastering The Art of French Cooking“ (1961) von Julia Child hatte großen Einfluss auf die Art und Weise wie Kochbücher gestaltet und auch heute noch gestaltet werden – das Kochbuchkonzept wurde von sechs Rezepten pro Seite auf ein Rezept pro sechs Seiten geändert – damit alle illustrativen Details Platz hatten, die erforderlich sind, um die richtige französische Vorgehensweise zu vermitteln. Die visuelle Darstellung von Essen wurde immer wichtiger. 

Wie man in dem nächsten Beispiel sieht gibt es schon allein bei Schwarz-Weiß-Illustrationen verschiedene Stile und Interpretationen der Illustratoren. Am einen Ende des Spektrums befindet sich “Craig Claiborne’s Kitchen Primer” (1969) mit Illustrationen von Tom Funk. Seine Linienzeichnungen sind ausgezeichnet.

Illustrationen von Tom Funk – 1969

Am anderen Ende ist das klassische italienische Kochbuch von Marcella Hazan (1976), das Zeichnungen von George Koizumi featured. Diese heben die Kunst der lehrreichen Schwarz-Weiß-Kochbuchillustration auf eine andere Ebene – sie sind bereits viel anspruchsvoller und detaillierter. 

Illustrationen von George Koizumi – 1976

Wie man hier gut sieht, ist die Textur in der Lebensmittelillustration sehr wichtig, da sie dazu beiträgt, die Elemente, die man darstellen will, vom Untergrund zu trennen und dem Betrachter ein Gefühl für das tatsächliche Lebensmittel vermittelt, das man darstellen will – und sie sehen beispielsweise die Textur des Brotes und denken darüber nach, wie knusprig echter Toast ist. 

Nur weil die Darstellung der Textur von Lebensmitteln wichtig ist, bedeutet das aber nicht unbedingt, dass man den realistischen Weg gehen muss – vor allem geht es darum die Textur von Lebensmitteln auf künstlerische Art zu interpretieren. Denn bei der Illustration von Lebensmitteln ist das Wichtigste, dass es sich lohnt Illustration zu verwenden. 

Eine gute Frage, die man sich stellen muss ist, warum man kein Foto verwendet. Die Lebensmittelfotografie ist offensichtlich der führende Konkurrent der Lebensmittelillustration. Wenn man Illustrationen verwendet, muss der Vorteil offensichtlich sein. Die Illustration von Lebensmitteln ist am aufregendsten, wenn man die Interpretation des Künstlers sieht und ein Gefühl für seine Beziehung zu Lebensmitteln bekommt. Bei der illustrativen Darstellung ist es nicht unbedingt genug, realistisch zu sein, es muss einen Charakter haben und zwar so einen, den ein Foto niemals einfangen könnte.

Viele Magazine verwenden Fotografie, um Essen zu zeigen – Food-Fotografie kann wirklich erstaunlich und inspirierend sein, aber sie können oft auch ein bisschen langweilig sein. Die Illustration von Lebensmitteln ist in der Redaktion und im Verlagswesen am weitesten verbreitet, daher sind dies die Schlüsselbereiche für die Illustration von Lebensmitteln.

Ein illustriertes Rezept kann viele Dinge darstellen, die ein Foto nicht kann. Es kann Erinnerungen wecken und eine Geschichte erzählen. Es kann lustig, süß, nostalgisch, albern, hübsch und total lecker sein. Es kann uns mit verschiedenen Kulturen verbinden und uns einen neuen Geschmack vorstellen.

Damit die Illustration von Lebensmitteln besser ist als die Fotografie von Lebensmitteln, muss man versuchen, eine Illustration zu erstellen, die nicht durch Aufnehmen eines Fotos erfasst werden kann. Die Illustration von Lebensmitteln kann mehr Emotionen, Geschichten und Übertreibungen vermitteln als mithilfe von Fotografie. Maßstab und Perspektive können in einer Illustration spielerisch geändert werden. Man sollte sich nicht nur darauf konzentrieren, das Essen genau nachzubilden. Mit illustrativer Darstellung hat man die Möglichkeit eine Geschichte in einer Szene zu erzählen und bestimmte Emotionen zu vermitteln.

Jose Garcia

Die Illustration von Lebensmitteln muss die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich ziehen und nicht nur versuchen, schön auszusehen. Dabei gilt jedoch trotzdem, dass das Wichtigste an Lebensmittelillustrationen ist, ob die dargestellten Objekte gut genug aussehen um sie zu Essen, ob sie ansprechend oder abstoßend sind.

Es gibt viele verschiedene Arten von Lebensmittelillustration, einige davon sind z.B.: grafisch, stilisiert, animiert, gestisch, realistisch,… Solange ein Foto nicht die gleiche Stimmung (oder besser) einfangen kann, spielt es grundsätzlich keine Rolle, auf welche Weise Essen illustriert wird. In Bezug auf realistische Darstellungen von Lebensmitteln, die durch Fotografie super leicht erzeugt werden können, müsste man die Illustration NOCH realistischer machen als das reale Ding/Objekt, um in dieser Hinsicht Fotografie als Medium zu übertreffen. 

Aber grundsätzlich geht es eh nicht darum, Lebensmittel so realitätsnah wie möglich zu gestalten – Lebensmittelillustration muss überhaupt nicht realitätsnah sein. Es können die natürlichen Farben verbessert werden, die Dinge durcheinander gebracht werden, aber es muss immer noch appetitlich sein.

Maïté Franchi

Ein klarer Vorteil von Lebensmittelillustration ist, dass sie erfrischend und verspielter ist. Insbesondere bei Rezepten ermöglichen Lebensmittelabbildungen dem Leser eine Anleitung, wie das Lebensmittel aussehen soll, aber es ist völlig ok, wenn es am Ende etwas anders aussieht. Bei fotografischen Abbildungen kann es sein, dass man möglicherweise vom Endergebnis enttäuscht ist. 

Links:

www.medium.com/one-table-one-world/cookbook-illustrations-of-yesteryear

Q&A with Holly Exley (Food Illustrator) on YouTube

www.erudit.org/en/journals/cuizine/