Typografie als visuelles Kommunikationmittel – 4

Themenbezogene Literaturfunde:

Buch: Handwritten: Expressive Lettering in the Digital Age
von Mirko Illic und Steven Heller, 2004

Handgezeichnete Grafiken markieren eine Rückkehr zur Unmittelbarkeit und zum Handwerk des Schöpfers. Werbekampagnen, CD-Cover und Branding nehmen zunehmend den rauen Stil der handgezeichneten Typografie auf. Dies ist die erste Publikation, die einen vollständigen Überblick über handgeschriebene Typografie bietet und dabei auf ein umfangreiches Spektrum an Buchstabenformen aus der ganzen Welt zurückgreift – im Mittelpunkt des Buches stehen Hunderte Beispiele, die in kreativen Themen präsentiert werden. In einem Zeitalter der digitalen Typografie kehrt Handlettering zu den Werten des Handwerks zurück.


Buch: Type Tells Tales
Steven Heller und Gail Anderson, 2017

Dieses Buch konzentriert sich auf Typografie, die integraler Bestandteil der Botschaft oder einer Geschichte ist, welche sie zum Ausdruck bringt. Typografie ist buchstäblich die Stimme des Erzählers und die Erzähler sind Typografen.


Buch: Typography Scetchbooks
Steven Heller und Lita Talarico, 2011

Dieses Buch bietet spannende Einblicke in typografische Skizzenbücher aus aller Welt. Über hundert renommierte Desiger und Typografen haben ihre Skizzen für die Veröffentlichung in diesem Buch freigegeben.


Buch: The Elements of Typographic Style
Robert Bringhurst, erstmals 1992 veröffentlicht, mehrmals überarbeitet, neueste Version 4.0 – 2012

Der renommierte Typograf und Dichter Robert Bringhurst bringt mit diesem Style Guide Klarheit in die Kunster der Typografie. Dieses Buch kombiniert praktische, theoretische und historische Aspekte und ist ein Muss für Grafiker, Redakteure und alle, die mit der gedruckten Seite mit digitalen oder traditionellen Methoden arbeiten.


Webseite: https://www.slanted.de/

Ist ein unabhängiger deutscher Verlag mit Sitz in Karlsruhe und veröffentlicht die Zeitschrift für Typografie “Slanted” und weitere Publikationen, die sich mit Illustration, zeitgenössischer Kunst, Design, Fotografie und Typografie beschäftigen.


Buch: BRIGHT! Typography between Illustration and Art
Julia Kahl, Hrsg. Slanted Publisher

“Kuratiert von Slanted präsentiert BRIGHT! eine einzigartige Auswahl an Typo-Kunst. Ästhetische Dimensionen stehen hier ebenso im Fokus wie die Auseinandersetzung auf inhaltlicher Ebene – wenn Sprache das Material der Arbeit darstellt. Nach einem einleitenden Essay von Christine Hartmann und sieben Interviews mit international renommierten Künstlern, folgen 344 Seiten mit Abildungen von typografisch inszenierten Kunstwerken, Objekten, Installationen und Experimenten.”

– Beschreibung zum Buch von Slanted Publisher auf dessen Webseite.

Typografie als visuelle Kommunikation – 2

Die Markentypografie ist also ausschlaggebend für die Botschaft, die vermittelt werden möchte.

Das weitreichende Potenzial von Typografie wird von Marken in einer unverwechselbaren Herangehensweise über ein maßgeschneidertes Schriftbild genutzt. Dies wird sehr individuell betrachtet, denn bei der Erstellung von Brand Identities ist der bewusste Einsatz der “Macht der Typografie” strategisch einzusetzen, um diese bestmöglich zu repräsentieren.

In einem Artikel vom Computer Arts Magazine geben Experten fünf Ansätze zur Schaffung von Markenausdruck durch Typografie im Bezug auf aktuelle Fallbeispiele:

Lukas Paltram, Creative Director im führenden Type Design Studio Dalton Maag (https://www.daltonmaag.com/), sagt in einem Interview:

“No matter the medium or the audience, type is everywhere that a written message needs to be conveyed.

Creating a unique expression at that essential level of communication is extremely powerful. It can be a big asset for brands to stand out, and it enables them to use a unique voice in their visual communication.”

Lukas Paltram, Creative Director Dalton Maag Design Studio

Zu beachten ist aber, dass die Erstellung von maßgeschneiderten Schriften teuer und zeitaufwendig sein kann, hierbei ist abzuwägen, ob es sich in bestimmten Fällen rentiert.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Persönlichkeit einer Marke durch Schrift zu vermitteln. Die multidisziplinäre Designerin, Creative Director und Gründerin des Studio Nari in London, Caterina Bianchini, die bereits viele Fonts für Kunden erstellte, fügt zum Thema hinzu, dass Zeichen, die Rundungen aufweisen, wie beispielsweise a, G, C oder O sich gut für einen charismatischen Charakter eignen und es leichter ist, hier Persönlichkeit einfließen zu lassen. Auch wird der Manipulation von Querstrichen, auch wenn es nur minimale Veränderungen sind, zum Beipsiel tiefer bzw höher gesetzt oder eine Formveränderung, bereits ein anderes Gefühl vermittelt.

“Virtually anything is possible, as long as it looks good”

Paula Scher, Pentagram Design Studio New York

Weiters, führt die erfolgreiche Grafikdesignerin und Direktorin des Designstudios Pentagram in New York, Paula Scher aus, dass kleine Änderungen wie das Ausfüllen der Punzen der Kleinbuchstaben a, o, g, d oder b, Schablonieren auf kreative Art oder das Zerschneinden von Zeichen Schriften einen größeren Wiedererkennungswert verleihen.

Lukas Paltram fügt der obgenannten Zeichen-Liste den Buchstaben Q und das “Et-Zeichen” (damit ist das Kaufmanns-Und gemeint, im Englischen wird es Ampersand genannt) hinzu. Es gibt bestimmte Zeichen, die ein höheres Potenzial aufweisen, jedoch muss eine Schriftart über den gesamten Schriftsatz ausgeglichen sein. Er sagt, es geht nicht darum, dass ausgewählte Zeichen herausstechen, es geht um das gesamte System, das stimmig und überzeugend sein sollte.

I. Ansatz: Typografie in den Mittelpunkt des Markenausdrucks stellen

Rumors and Rebels Poster 2014, Pentagram for The Public Theatre


Die Markenidentität des The Public Theatre ist seit 1994 von Typografie bestimmt. Paula Scher gestaltete den Schriftzug mit originalen Holzblockbuchstaben, die damals noch nicht digitalisiert worden waren. Scher aktualisierte den Schriftzug 2008 und setzte ihn in sechs verschiedenen Schnitten der Knockout-Font.

“”I selected the wood fonts, and later Knockout, because they were used in newspapers in the late 1800s, and then in boxing posters in the 30s, 40s and 50s, […] The type is populistic, so it was perfect for this not-for-profit, inclusive, and often groundbreaking theatre.”

Paula Scher, Pentagram Design Studio New York

In jeder Saison vereinbart Scher mit dem künstlerischen Leiter Oskar Eustis eine Sommer-Schlagzeile, die den Geist dieser Produktionen einfängt. Überwiegend wird die Font Knockout in diversen Stärken, Schnitten und Farben kreativ in Einsatz gebracht. Vergangene Beispiele sind auch “Free Love” und “War and Love” (siehe unten).

Pentagram for The Public Theatre, Free Love


Pentagram for The Public Theatre, War and Love











Quellen:
https://www.creativebloq.com/how-to/choose-the-right-typeface-for-a-brand

Links:
https://www.pentagram.com/about

Typografie als visuelle Kommunikation – 1

Inhalt und Kontext der Botschaft, die man vermitteln möchte, wird durch Typografie in der visuellen Kommunikation beeinflusst. Typografie ist überall. Wenn wir durch die Straßen spazieren, in Zeitungen, im Fernsehen, in der Werbung, in diesem Blog, Infografiken, bei Ausstellungen, als Kunst, in jedem Material, das Text enthält.

Das geht über eine einfache oder zufällige Anordnung von Buchstaben hinaus, es ist eine Kunst, die Marken hilft, etwas auszusagen, eine Botschaft zu vermitteln. Typografische Formen sind nicht mehr ausschließlich phonetische Symbole. Im Laufe der Zeit werden sie von verschiedenen Künstlern und Designern auch als grafisches Objekt an sich betrachtet und erforscht. Ein Ansatz, der mit der Demokratisierung des Computers, der digitalen Möglichkeiten noch weiter zunehmen wird.

Typografie als Kunst definiert jede Form von Kunst, die Buchstaben, Wörter oder Sätze beinhaltet. Sie wird in verschiedenen Medien und Ansätzen eingesetzt, Dazu gehören Malerei, Skulputur, digitales Rendering oder jede andere kreative Technik, die der Künstler/die Künstlerin verwenden möchte.

Im professionellen Grafikdesign bezieht sich die visuelle Sprache auf die Bedeutungen, die durch das visuelle Erscheinungsbild von Text und Bild erzeugt werden. Im Vergleich ist mit verbaler Sprache die wörtliche Bedeutung eines Wortes, Sätzen und Phrasen gemeint.

Der Bildsprache Typografie übernimmt in diesen Fällen als visuelle Sprache das Verbale und dient somit als effektives Kommunikationstool.

Kommunikation einer Marke

Jede Schrift erzählt eine eigene Geschichte. Die Wahl der Font, die man für eine Brand verwendet, beinhaltet stets ein Konzept dahinter. Dieses Konzept muss nicht immer sehr laut sein. Zuerst wird die Typografie gefühlt und danach verstanden. Die Wahl der Font sagt sehr viel über eine Brand aus, ob sie modern oder klassisch ist, konservativ oder verspielt oder auch beides.

Durch die Gestaltung einer individuellen Typografie kann eine Ambivalenz von Werten zusammengebracht werden, welche leicht identifizierbar ist und die sich aus der Masse der visuellen Identitäten herausheben lässt.

Man kommuniziert mit der Schrift und vermittelt mit ihr Botschaften und Informationen. Durch Formensprache und Farbe, werden Assoziationen und Emotionen geweckt.

Dieser Technik kann man sich in der Werbung und in der Erstellung von Brand Identities zu nutze machen und kann damit eine bestimmte Wirkung beim Betrachter erzielen und das, ohne sich selbst erklären zu müssen.

Gender & Design

Genderaspekte haben ihren Einfluss im Designprozess. Im Produktdesign, Informations- und Kommunikationsdesign. Häufig wird im Produktdesign auf das Geschlecht Bezug genommen und das Design darauf zugeschnitten. Daraus entstanden Stereotype, die sich bis heute durchziehen. Die Werbung spricht gezielt ein bestimmtes Geschlecht an, wenden Farben an, die typisch Frau und typisch Mann sind. Diese Produkte werden bewusst oder unbewusst weiblich oder männlich inszeniert, um uns in der sozialen Funktion als Mann oder Frau anzusprechen. Das soziale Geschlecht ist mit den kulturellen Disziplinen eng verbunden. Auch wenn heute die unterschiedlichen Erwartungen an Männer und Frauen nichtmehr so ausgeprägt sind wie vor fünfzigoder hundert Jahren: Gender bleibt einesder wichtigsten sozialen Ordnungsprinzipien. Als Teil eines Schichtungssystemssorgt Gender für eine Hierarchie zwischenMännern und Frauen. Gender nimmt Einfluss auf alle Lebensbereiche, vor allem aufdie Verteilung von Arbeit und Gütern sowieauf die Bewertung von Leistungen.

In der Vergangenheit waren Hosen ein starkes Zeichen für Männlichkeit. Heutzutage ist es kein Thema mehr, dass Frauen Hosen tragen und nicht nur Kleider. Bei Hosen wird einerseits differenziert. Für Männer ist es meist ein Tabu körperbetonende Hosen mit Accessoires zu tragen, diese werden nämlich als weibliche Codes gelesen. Andererwseits werden männlich konnotierte Hosen problemlos von Frauen getragen.

„Gender beschreibt das Geschlecht als einen performativen Akt, das in den verschiedenen Disziplinen und Institutionen durch die Sprache, durch materielle sowie durch visuelle Repräsentationen hergestellt und in einer ständigen Wiederholung rekonstruiert wird.“

Sabine Pollak, Professorin für Genderund Architektur in: Leere Räume

Produkte und Werbung stellen eine Reflexion der Geschlechterverhältnisse dar. Dies ist auch im Angebot von alltäglichen Dingen abzulesen, wie zum Beispiel Rasierer, Kleidung oder Interfaces, aber auch in der Wahl von Berufen, spiegeln sich Genderverhältnisse wieder.

Bei Designern liegt also auch die Verantwortung, wie Produkte gesehen werden sollen und wer angesprochen werden soll. Im Design wird auch über Abgrenzung oder Gemeinsamkeit entschieden. Für einige Produkte wird von der Gesellschaft eine Geschlechter Abgrenzung verlangt, beispielsweise bei Parfums.

Assoziationen

Dunkle, harte, eckige oder funktional anmutende Zeichen und Gegenstände werden in unserem Kulturkreis eher mit „männlich“ assoziiert. Helle, weiche, runde oder dekorativ anmutende Symbole und Dinge werden eher mit „weiblich“ in Verbindung gebracht. Auch spezifische Farben werden Gendercodes zugeordnet. So ist rosa typisch für Frauen und blau typisch für Männer. Diese Zuordnung entstand aber erst seit den 1920er Jahren. Für Androgynität besteht kein spezifischer Zeichenvorrat. Die Assoziation von Farben mit verschiedenen Geschlechtergruppen ist heute so tief in unserem Alltag verankert, als sei dies kein bloßer Brauch, sondern angeboren und genetisch bedingt. Diese vergeschlechtlichte Wahrnehmungsebene wird in der Gestaltung und Vermarktung von Produkten immer wieder bedient und damit weiter gefestigt.

Die Wahrnehmung von Gendercodes hängt von der persönlichen Wahrnehmung, kulturellem Hintergrund und der Einstellung ab. So ist es in manchen Kulturen beispielsweise üblich, dass Männer Röcke oder Kleider tragen. Heutzutage werden diese Codes dichter und subtiler gesetzt, im Vergleich zu früheren Zeiten. Gendercodierungen können aber auch mittels Design verändert und sogar gekehrt werden. Das Verpackungsdesign beeinflusst bewusst oder unbewusst die Kaufentscheidung, was auch gewisse Risiken miteinbezieht.

Die Massenproduktion unterstreicht diese Haltung. „Alltagssexismus“ entsteht durch klischeehaftes Verpackungsdesign das auf die Zielgruppe zugeschnitten wird. Oftmals gehen höhere Preise für Frauenprodukte im Vergleich zu Männerprodukten einher. Hauptsächlich im Drogerie- und Kosmetikbereich sowie beim Friseurbesuch.

Genderneutrales Design

Dabei werden die Bedürfnisse der Benutzer oft falsch eingeschätzt. Immer mehr Menschen identifizieren sich als non-binär, viele wollen sich nicht über ihr Geschlecht definieren und einige als geschlechtslos. Verpackungsdesigner finden auf diese Entwicklungen neue gestalterische Antworten und setzen bei Unisex-Produkten bewusst auf geschlechtsneutrale Verpackungen, die überholte Vorstellungen außer Kraft setzen. Design hilft Realitäten durch genderneutrales Design zu schaffen und dadurch auf die Vielfalt der Gesellschaft geantwortet.

Quellen:

https://www.zfbt.de/veroeffentlichungen/dokumente/gender_design_2.81%20Leitfragen%20final.pdf