Die Emotionsthese

In den letzten beiden Beiträgen wurden zur Beurteilung von Bildern die Informationstheorie und die Gestalttheorie vorgestellt. Dieser Beitrag zeigt nun den Zugang mittels Emotionsthese. 

Ein Faktor der die Beurteilung von Bildern stark beeinflusst und in den beiden bereits vorgestellten Theorien nicht berücksichtigt wird, ist der emotionale Gehalt von Bildern. Dieser Wert ist zwar noch schwer messbar, aber nicht minder wichtig. In diese Kategorie der Bildbeurteilung fallen Bilder, die weder wegen ihrer hervorragenden Bildgestaltung noch wegen ihres Informationsgehaltes eine Ausstrahlung auf den Bildbetrachter ausüben, sondern ausschließlich das Gefühl des Betrachters ansprechen. Wie intensiv ein Gefühl beim Betrachten eines Bildes entsteht hängt von der Sensibilität des Betrachters ab. 

Im folgenden Bild wird der Verlauf der Betrachtung und Wahrnehmung eines Bildes dargestellt. Ausgehend von den drei Kategorien Informationstheorie, Gestalttheorie und Emotionsthese der Bildbeurteilung.

Die grafische Darstellung zeigt die Abhängigkeiten und Querverbindungen, die während dieses Vorganges wirksam werden können. (Weber 1990, S. 30)
Diese beiden Bildbeispiele sollen die Emotionsthese erläutern helfen. Das Bild von der Karibik löst ein schönes Gefühl aus, man möchte sofort dort hinfahren. Beim zweiten Bild ist beinahe der Schuss aus der Pistole zu hören und man glaubt den Mann im nächsten Moment in einer Blutlache liegend zu sehen. Diese Bild ruft ein beklemmendes Gefühl hervor. (Weber 1990, S. 31)

Keine einzelne Disziplin kann im Alleingang das komplexe Verhältnis von Bildern und Emotionen untersuchen. Kappas und Müller schlagen in ihrer Publikation „Bild und Emotion — ein neues Forschungsfeld“ (Kappas, Müller 2006) einen interdisziplinären Ansatz vor, der Emotionswissenschaft, Bildwissenschaft und Kommunikationswissenschaft verbindet. Für psychologische, bildwissenschaftliche und kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen werden als gemeinsamer Ansatzpunkt die visuellen ‚Bedeutungsstrukturen‘ thematisiert. Zwischen den beiden anderen Disziplinen bildet die Kommunikationswissenschaft eine verbindende Brücke.
Nachzulesen in: https://www.researchgate.net/publication/227336636_Bild_und_Emotion_-_ein_neues_Forschungsfeld

Quelle:
Weber 1990 Ernst A.Weber: Sehen, Gestalten und Fotografieren. Basen; Boston; Berlin: Birkhäuser, 1990
Kappas, Müller 2006 Kappas, Arvid & Müller, Marion. (2006). Bild und Emotion — ein neues Forschungsfeld. Publizistik. 51. 3-23. 10.1007/s11616-006-0002-x.In: https://www.researchgate.net/publication/227336636_Bild_und_Emotion_-_ein_neues_Forschungsfeld, (zuletzt aufgerufen am 26.6.21)

Bilder:
Weber 1990, Seite 30, 31