Visual Languages als Basis von Grafikdesign
Wenn man sich ein beliebiges Design als Kuchen vorstellt, von dem es drei Schichten gibt:
- Visual Language – visuelle Sprache (Elemente wie Illustration/Grafik, Fotografie, Typografie)
- Graphic Design (Mittel, Prozess)
- Visual Communication – Visuelle Kommunikation (Ergebnisse)
Die visuelle Sprache oder Bildsprache bildet die Zutaten des Kuchens. Wenn diese visuelle Sprache verbalisiert würde, hätten wir Töne, Wörter, Pausen und Intonation.
Grafikdesign ist der fertige, vollständig gebackene Kuchen. Wenn Grafikdesign verbalisiert wird, haben wir Inhalte und gesprochene Nachrichten.
Die visuelle Kommunikation ist das Essen des Kuchens. In verbalen Begriffen entspricht dies einem Gespräch oder Dialog zwischen Menschen.
Diese Metapher zeigt, wie Illustration und Fotografie als Gestaltungselemente, bzw. bildgebende Elemente in die Schicht der visuellen Sprache einzuordnen sind und welche Aufgabe sie im großen Ganzen übernehmen. Und je nachdem welche Elemente man verwendet, schmeckt der Kuchen anders.
Die visuelle Sprache von Illustration und Fotografie im Vergleich
Anhand der folgenden Beispiele sieht man sofort, wie unterschiedlich die Wirkung bzw. die Sprache und der Ausdruck der beiden Elemente ist. Hier muss jedoch dazugesagt werden, dass es sich hier um extrem reduzierte, flache und minimalistische Illustrationen handelt, was natürlich an sich schon eine sehr starke Bildwirkung erzielt.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Illustration als Visual Language oft mehr Gefühl vermittelt, einem Design mehr Charakter verleiht, ihm mehr Stimmung gibt, oft nicht real wirkt, spielerischer, verspielt, kindlicher, humorvoll und lockerer. Illustrationen repräsentieren oft eher eine Idee, ein Konzept oder etwas Abstraktes oder Fiktives.
Das folgende Beispiel zeigt, wie viel Einfluss der verwendete Stil hat und wie schon allein dadurch die Wirkung einer Illustration beeinflusst werden kann. Illustration kann auch im Vergleich zur dokumentarischen Fotografie zusätzliche Information übermitteln. Man kann dadurch die Wahrnehmung und Wirkung beeinflussen, vor allem lassen sich durch die »Stimmung« einer Illustration bestimmte Gefühle erzeugen.
Eine Illustration hat immer eine stärkere emotionale Dimension als reine Fotografie, welche meist als sachlicher, und damit distanzierter und kühler empfunden wird. Illustrationen vermitteln eine gewisse Art von »Menschlichkeit«. Illustrationen werden meistens entweder positiv oder negativ wahrgenommen, wohingegen ein Foto meistens neutraler betrachtet wird. Die Assoziation mit abstrakten und allgemeinen Themen, die wir mit Illustration haben, führt dazu, dass dieses Medium eine stärkere emotionale Qualität hat. Im Gegensatz dazu sind konkrete Darstellungen eindeutig und klar und wir nehmen sie eher zur Kenntnis ohne darüber nachzudenken.
Eine Illustration muss man immer interpretieren und ist nie so schnell oder selbstverständlich wie ein Foto. Warum Illustrationen jedoch so beliebt sind, ist weil Illustrationen Gedanken anregen können, suggerieren, erzählen, narrativ wirken, Konzepte/Ideen abstrahieren, Geschichten komprimieren, Aussagen verdichten oder präzisieren können. Mit einer Illustration kann oft viel mehr ausgedrückt werden als mit einem Foto.