Definition von „Visual Literacy“
Darunter ist die „visuelle Kompetenz“ oder „visuelle Lesefähigkeit“ zu verstehen. In der modernen Kommunikation wird die bisher dominierende Sprache immer mehr durch alle Arten von visuellen Medien wie Foto, Fernsehen, Film, Video etc. ersetzt. Bilder zählen heute zu den entscheidenden kommunikativen Elementen. Daher ist die Auseinandersetzung mit Bildern und der Erwerb von „Visual Literacy“ notwendig. Der Begriff „Literacy“ wurde lange Zeit nur für die Fähigkeit Lesen und Schreiben zu können verwendet. Er besitzt heute aber eine umfassendere Bedeutung, die nicht mehr nur das Verständnis für Sprache und Schrift umfasst. „Das Konzept „Visual Literacy“ kann prinzipiell sehr schwer begrifflich bestimmt werden, weil es im Vergleich zu „Text Literacy“ weniger klar bestimmbar ist. Während „Text Literacy“ als „sequentiell“ und „diskursiv“ charakterisiert wird, wird „Visual Literacy“ als „simultan“ und „darstellend“ gekennzeichnet…“ (o.V.)
Mit den drei theoretischen Konstruktionen „Visual Thinking“, „- Learning“ und „- Communication“ lässt sich laut Bikkar S. Randhawa (1978) der Begriff „Visual Literacy“ konkret definieren. „Visual Literacy ist die Fähigkeit, Bilder zu verstehen und zu verwenden, einschließlich der Fähigkeit, sich in bildhaften Begriffen auszudrücken, bildlich zu denken und mit Bildern zu lernen…“ (o.V.)
Abbildung 1: Directionality of „Visual Literacy” Components (o.V.)
Der interne Charakter spiegelt sich in „Visual Thinking“, der externe Charakter in „Visual Communication“ und die Vereinigung beider Charaktere in „Visual Learning“ wieder.
Definition der Visuellen Kompetenz
Der Begriff „Literacy“ ist sprachgebunden und nur begrenzt auf die Visuelle Kompetenz anwendbar. Im Unterschied zum Ansatz der „Visual Literacy“ geht es in der Visuellen Kompetenz um den empirisch-prozesshaften Zugang zum Verständnis der visuellen Kommunikation. Die Frage stellt sich, wie wird Visuelle Kompetenz von Individuen, Gruppen und Gesellschaften erworben, vermittelt und rezipiert? (Müller, Geise)
Visuelle Kompetenz wird in vier spezifische, mit dem Bild verbundenen Kompetenzen vereint:
1) visuelle Produktionskompetenz
2) visuelle Wahrnehmungskompetenz
3) visuelle Interpretationskompetenz
4) visuelle Rezeptionskompetenz
Alle vier Kompetenzen sind in ständiger Interaktion und können als „Visueller Kompetenz Kreislauf“ dargestellt werden (Müller, Geise).
Abbildung 2: Der Visueller Kompetenz Kreislauf (Hug, Kriwak)
Mit dieser idealtypische Unterteilung ist es möglich die verschiedenen Komponenten des visuellen Kommunikationsprozesses darzustellen. Der Kreislauf berücksichtigt die Wahrnehmung von Bildern (Perzeption), die Bedeutungszuweisung (Interpretation) über die bildliche Verarbeitung und kognitive-emotionale Aufnahme und Verarbeitung der bildlichen Eindrücke (Rezeption) bis hin zur Herstellung neuer Bilder oder Bildkommentare (Produktion). In diesem Kreislauf gibt es keinen konkreten Anfang aber auch kein Ende, bei der Kommunikation handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess. Der Prozess wird von drei Kontextebenen
1) individuell-persönlichem Kontext
2) situativem Kontext
3) systemischem Kontext
beeinflusst. (vgl. Müller, Geise).
Quelle:
Hug, Kriwak Hug Theo: Visuelle Kompetenz, Medienkompetenz und „New Literacies“ – Konzeptionelle Überlegungen in einer pluralen Diskurslandschaft. In: Hug Theo, Kiwak Andreas (Hrsg.): Visuelle Kompetenz. Beiträge des interfakultären Forums Innsbruck Media Studies. In: https://www.uibk.ac.at/iup/buch_pdfs/9783902719850.pdf (zuletzt aufgerufen am 1.2.21)
Müller, Geise Marion G. Müller, Stephanie Geise: Grundlagen der visuellen Kommunikation. München: UVK 2015
o.V. ohne Verfasser: Visual Literacy. In: http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/diss/2003/fu-berlin/2000/137/Kap1.pdf.pdf (zuletzt aufgerufen am 1.2.21)