Luzide Träume, Hypnose, außerkörperliche Erfahrungen, Träume oder auch Rauschzustände induziert durch Alkohol oder pharmakologische Methoden wie Psychedelika, werden schon seit Jahrzehnten in Filmen thematisiert, sorgen für Aufsehen und lösen kontroverse Diskussionen aus. Gesellschaftliche und kulturelle Kontexte gelten als Voraussetzung für diese, als Informationsträger genutzten Filme. Auch wenn diese Filme nicht als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden können, greifen sie kontroverse Themen, die eine bestimmte Relevanz für die ZuschauerInnen haben, auf. Sie bilden Meinungen und haben das Potenzial Ansichtsweisen zu diesem Thema zu beeinflussen.
Gerade Filme, die sich mit bewusst induzierten Rauschzuständen beschäftigen, übernehmen die Funktion als informelle Informationsträger für Jugendliche und könnten deshalb, je nachdem mit welchen Bildern von Drogen sie die ZuseherInnen konfrontieren, auch als Mittel zur Suchtprävention eingesetzt werden.[1] Schon 1894 wurde der erste amerikanisch Film „Chinese Opium Den“ von William K.L. Dickson, der das Thema Drogen aufgreift, produziert. Seitdem wurden solche Grenzerfahrungen unzählige Male in Filmen thematisiert und verschiedene Stilmittel zur diegetischen, stilistischen und narrativen Darstellung dieser Bewusstseinsveränderung haben sich entwickelt. In diesem Blogpost soll es um die Ästhetik und die verschiedenen Möglichkeiten gehen, durch die man einen solchen Bewusstseinszustand darstellen kann. Die filmische Darstellung ähnelt oft der Inszenierung von Träumen und die Erzählhaltung wechselt oft „von einem äußeren Standpunkt in die innere Erfahrungswelt einer Figur“.[2]
Häufig verwendete Stilmittel sind Farbspiele und Farbfilter wie in „Asphalt Cowboy“ (1969), die Veränderung der Zeit, durch Zeitraffer, Zeitlupe oder das rückwärts Abspielen einer Szene wie in „Die Regeln des Spiels“ (2002) zu sehen ist. Rascher Perspektivenwechsel, Inserts und schnelle Schnittfolgen werden oft verwendet um diesen induzierten Kontrollverlust darzustellen. Der Regisseur Jonas Akerlund versucht in seinem Film „Spun“ (2002) mit über 5000 Schnitten in 100 Minuten die aufputschende Wirkung von Speed auf die ZuseherInnen zu übertragen und auch in „Requiem for a Dream“ (2000) und „The Trip“ (1967) werden schnelle Schnittfolgen verwendet. Rasche Perspektivenwechsel und eine aktive Kameraführung sowie das Kombinieren von Kamerabewegung und Zoom wie in „Scarface“ (1983) gehören ebenfalls zu den Stilmitteln, die genutzt werden. Kaleidoskop-Effekte und die Verwendung von komplexen geometrischen Mustern kommen sowohl im Realfilm als auch im Animationsfilm zum Einsatz und Doppelbelichtungen und Unschärfen, wie sie in den Filmen „Her“ (2013), „Drugstore Cowboy“ (1989), „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ (2004) oder “Apocalypse now“ (1979) zu sehen sind gehören schon seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Möglichkeiten um veränderte Bewusstseinszustände im Film zu visualisieren. Das Verändern der Umgebung wie in „Fear and Loathing in Las Vegas (1998) oder „Trainspotting“ (1996) haben ebenfalls eine lange Tradition, wenn man die Filme der letzten Jahrzehnte, die dieses Thema behandeln, näher betrachtet. Weitere häufig verwendete Methoden sind Halluzinationen, wie sie in „The Doors“ (1991), “Saint Laurent” (2014) oder “Der Höllentrip“ (1980) zu sehen sind, Splitscreens wie in „OSS 117“ (2006), Lichtspiele, optische visuelle Effekte wie in „The Trip“ (1967), Verzerrungen oder das Spiel mit Licht und Schatten.[3]
Egal ob diese Filme aufklären, abschrecken, bestimmte Milieus schildern oder einfach nur unterhalten wollen, die Ästhetisierung von Rauschzuständen ist eine Gratwanderung, die oft reizvoll erscheint aber in fast allen Filmen, unabhängig davon, ob sie Drogen ins Zentrum rücken oder sie nur beiläufig erwähnen, folgt auf diese Idealisierung dann ein Absturz, der negative Folgen oder sogar den Tod nach sich zieht und es gibt sowohl für die idealisierte als auch die zerstörerische Darstellung von drogeninduzierten Bewusstseinsveränderungen unzählige Stilmittel und Methoden.[4]
[1] Goette, Sabine/ Röllecke, Renate: Illegale Drogen in populären Spielfilmen. Eine kommentierte Übersicht über Spielfilme zum Thema illegale Drogen ab 1995. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2008
[2] Horn, Christian: Drogen im Film. Ethik und Ästhetik. [15.01.2019] In: https://www.kinofenster.de/filme/archiv-film-des-monats/kf1901/kf1901-beautiful-boy-hg2-drogenfilme/ (zuletzt aufgerufen am 08.11.2020)
[3] o.V [03. 03. 2015]: Drogen und Film – Blow up – ARTE. In: https://www.youtube.com/watch?v=eY2koDBVaiE (zuletzt aufgerufen am 08. 11. 2020)
[4] Horn, Christian: Drogen im Film. Ethik und Ästhetik. [15.01.2019] In: https://www.kinofenster.de/filme/archiv-film-des-monats/kf1901/kf1901-beautiful-boy-hg2-drogenfilme/ (zuletzt aufgerufen am 08.11.2020)