Da ich letzte Woche über das Terpsiton geschrieben habe, finde ich es auch interessant, über das Instrument zu sprechen, aus dem es stammt, das Theremin.
Es ist nicht nur eines der ältesten elektronischen Musikinstrumente, sondern auch das erste Musikinstrument, das man beim Spielen nicht einmal berührt.
Obwohl es anderswo ähnliche Signalgeneratoren gab, war dieser Klangerzeuger das erste auf hochfrequenten Schwingkreisen basierende elektronische Musikinstrument, das großen Zuspruch gefunden hat.
Das Theremin ist seit den 1920er Jahren aufgetreten. Nachdem sein Entwickler Leon Theremin (Lev Sergejewitsch Termen) seine Militärdienste beendet hatte, hat er beim Physikalisch-Technischen Institut in Petrograd gearbeitet, wo er ein Gerät zur Messung des elektrischen Widerstands von Gasen entwickelt hat.
Da dieses Messgerät nach dem Überlagerungsprinzip arbeitet, können durch die Annäherung des menschlichen Körpers Klänge erzeugt und moduliert werden. Somit war das Theremin geboren. Leon Theremin hat mit seinem neuen Gerät ein kleines Konzert gegeben. „Termen spielt Voltmeter” haben seine Kollegen darüber gewitzelt. 🙂
Im Oktober 1921 spielte er vor Lenin, der dafür sorgte, dass Leon seine Erfindung überall in der Sowjetunion vorstellen konnte, um die „Elektrifizierung“ des Landes zu propagieren.
1926 erhielt Termen die Erlaubnis, sein Instrument auch im Ausland zu präsentieren. Die erste öffentliche Vorführung in Deutschland fand im Herbst 1927 im Rahmen der Internationalen Musikausstellung in Frankfurt statt, weitere Auftritte folgten in Berlin, Paris und London.
Mit dem Verschwinden seines Erfinders, der ab 1938 für einige Jahrzehnte in der Sowjetunion gefangen gehalten wurde, verloren Musiker und Komponisten weitgehend das Interesse an diesem Instrument. In den 1950ern konnte es jedoch Nischen in der Filmmusik und unter Hobbybastlern erobern.
Das Theremin arbeitet nach dem Prinzip eines kapazitiven Abstandssensors. Die Hand des Spielers, die durch ihre eigene Masse als Erdung fungiert, verändert über die jeweilige Elektrode („Antenne“) den LC-Schwingkreis eines Oszillators: Sie beeinflusst sowohl die Frequenz als auch die Güte des Schwingkreises, indem er den kapazitiven Anteil des Schwingkreises und dessen Dämpfung beeinflusst.
Hochfrequenzkomponenten werden durch einen Tiefpassfilter entfernt. Das Signal kann dann über einen Lautsprecher verstärkt werden.
Nur ein Schwingkreis mit variabler Frequenz wird verwendet. Ein Bandpassfilter sorgt dafür, dass sich der Pegel des Signals abhängig von der Frequenz ändert. Ein Hüllkurvendetektor erzeugt dann das Steuersignal für den Verstärker.
Der Elektronik-Enthusiast Robert Moog hat sein erstes Theremin in den 1950er Jahren gebaut, als er noch in der High School war.
Da das Theremin immer wieder in Filmmusiken zum Einsatz gekommen ist – etwa bei Spellbound (Alfred Hitchcock, 1945), The Lost Weekend (Billy Wilder, 1945), The Day the Earth Stood Still (Robert Wise, 1951), Ed Wood (Tim Burton, 1994) oder Mars Attacks! (Tim Burton, 1996) –, wird es zumeist mit „außerirdischen“, surrealen und gespenstischen Klängen und Glissandi, Tremoli und Vibrati assoziiert.
Es ist auch in verschiedenen Arten von Musik weit verbreitet, z. B. in Pop, Jazz, Rock und anderen.