Wie ich im vorangegangenen Blogpost erklärt habe, möchte ich mein aktuelles Recherche Thema in Frage stellen und entsprechend anpassen. Um meiner Arbeit eine Richtung zu geben habe ich zum Ende des zweiten Semesters meine ‘Vision’ als Designerin niedergeschrieben und auch wenn das ein wenig kitschig klingt bin ich nach wie vor überzeugt davon.
Es lautet wie folgt:
As a media designer, I am aware how all kinds of media channels work and what they are capable of: Influencing our life positively but also negatively. I want to share this knowledge with others in order to make them benefit from media usage instead of suffering (mentally).
Diese Statement bezieht sich vor allem auf die mentalen Auswirkungen von Mediennutzung. Das beinhaltet Manipulation von Inhalten (Fake-News, Photoshop, …), Aufmerksamkeitsgenerierung (Clickbaits) sowie süchtig machenden Mechanismen von Apps und Websites (insbesondere Social Media und Gaming). Stundenlanges Social Media Scrollen, Realitätsflucht durch Serien Marathons bis hin zu körperlichen Beschwerden durch extensive Mediennutzung. Diese Phänomene sind heutzutage weit verbreitet und kosten uns einige Stunden unserer täglichen Lebenszeit.
Wir leben in einer Zeit, die unsere volle Aufmerksamkeit fordert. Komplexe Themen wie den fortschreitenden Klimawandel oder eine globale Pandemie zwingen uns, Informationen, Berichte und Fakten zu bewerten und eine eigene Meinung zu bilden. Doch gerade jetzt gibt es vermehrt Unsicherheiten darüber, was oder wem man Glauben schenken kann und wie sich die eigene Meinung schlussendlich festigen soll. Anstatt sich einen Fokus zu setzen, Entscheidungen zu treffen und aktiv zu Handeln wird nach dem Smartphone oder der Fernbedienung gegriffen.
Die Frage nach der richtigen oder eher bewussten Mediennutzung ist daher sehr essentiell. Und genau hier sehe ich Gestalter*innen in der Pflicht. All jene, die Medien konzipieren, mit Content füllen und in der Zielgruppe verbreiten sollten sich bewusst werden, welche Auswirkungen ihre digitale Produkte haben. Geht es nur noch darum, die User so lange wie möglich im Webshop zu halten? Wird dieser Gamification-Mechanismus das Suchtpotenzial des Spiels noch weiter steigern?
Ich möchte auf keinen Fall die Design Ethik Polizei sein. Dennoch denke ich dass die ‘User’ am Ende des Tages Menschen sind, die mehr Transparenz verdient haben. Denen klar werden muss, dass Medien in den meisten Fällen so konzipiert werden, dass sie süchtig machen – oder zumindest so lange wie möglich Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Dass sie immer subjektiv sind. Dass sie niemals 1:1 die Realität abbilden. Gleichzeitig sind es gerade digitale Medien die unsere Zukunft beeinflussen. Die das Potenzial haben den zuvor genannten komplexen Problemen die Stirn zu bieten. Die endlose, digitale Vernetzung von Menschen, deren Wissen und Informationen sind essentiell für das heutige globalisierte Miteinander.
Das Ganze klingt im ersten Moment sicherlich sehr abstrakt. Dennoch möchte ich mich mehr in diese Richtung bewegen. Vor allem die Mechanismen, die uns nach digitalen Medien wie Social Media oder Spiele süchtig machen interessieren mich. Warum sind diese Plattformen das erste, was ich am morgen checke? Warum hänge ich am Iphone anstatt im Zug einfach mal aus dem Fenster zu sehen? Warum kann ich die Stille nicht mehr ertragen und muss beim Putzen Musik oder Podcast hören? Zu dieser Thematik gibt es bereits viel Literatur und ich möchte auch einen Selbstversuch (Digital Detox) starten.
Bücher, die auf meiner Liste stehen:
– Seductive Interaction – Stephen P. Anderson (2011, New Riders)
– Social Media, a critical introduction – Christian Fuchs (2014, SAGE Publications)
– Soziologie vernetzter Medien – Andreas Schelske (2007, Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH)
– Hooked: Wie Sie Produkte erschaffen, die süchtig machen – Nir Eyal (2014, Redline Verlag)