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Meine zu Beginn des ersten Semesters gestellte Frage war, ob und wie Online Kommunikation mehr ‘menschlich’ gestaltet werden kann und so den realen Kontakt ersetzen kann. Meine subjektive, vorläufige Antwort darauf ist nein, ein Ersetzen ist nicht möglich. Werden Zeit, Raum, Technik in Betracht gezogen, ist ein ‘mehr menschlicher Gestalten’ bis zu einem gewissen Grad durchaus möglich. Die Frage ist nur, ob das tatsächlich nötig ist. Im Laufe meiner Recherche wurde immer deutlicher, dass Online Kommunikation ganz eigene Qualitäten hat, die sich grundsätzlich (und zu Recht) von realer Unterhaltung unterscheiden. Ein Vergleich ist daher in meinen Augen hinfällig.
Hinfällig ist daher auch der Versuch auf Teufel komm raus die digitalen Kommunikationsmittel auf unsere realen Treffen anzugleichen. So ist es – in meinen Augen – beispielsweise nicht zwangsläufig notwendig eine weitestgehend theoretische/input Vorlesung als Live-Übertragung zu halten. Eine Videoaufzeichnung macht es Studierenden (Quelle: Informelle Befragung im eigenen Umfeld) durch die Vor-und Zurückspulen Option leichter mitzuarbeiten. Eine Live-Q&A Session kann im Anschluss die offen gebliebenen Fragen klären. Durch die vorgezogene Produktion können die Videos neben der Effektivität für Studierende auch den Dozent_Innen Zeit sparen (z.B. kein Überziehen der Stunde durch ständiges Wiederholen) und immer wieder verwendet werden.
In Hinblick auf eine Gruppenarbeit können Online – Tools wie digitale Whiteboards (z.B. Miro, Mural,…) den Projektstatus dokumentiert. Gerade in einer Phase der Entscheidungsfindung kann es für die Gruppe effizienter sein, dass sich jeder Teilnehmende für sich Gedanken macht, diese niederschreibt, mit den anderen (digital) teilt und erst dann im Plenum darüber gesprochen und entschieden wird. So kann jeder die eigenen Argumente sorgfältig überdenken. Das führt dazu, dass die anschließende Entscheidungsfindung zügig und zielgerichtet geführt wird. Ein durchdachter Wechsel aus realer, synchroner und asynchroner Kommunikation kann also die Online Medien zur idealen Ergänzung zu bisherigen Zusammenarbeit machen.
Im Bereich des eher persönlichen, eins zu eins Kontaktes gibt es ebenfalls verschiedene Aspekte zu beachten. In einem früheren Eintrag habe ich über den ‘Intensification-Loop’ geschrieben: Die asynchrone Kommunikation verleitet uns durch die eigene, optimierte Selbstdarstellung dazu, mit dem Gegenüber (ebenfalls selbst optimiert dargestellt) intensivere und intimere Gespräche als in der Realität zu führen. Die digitale Anonymität oder zumindest das ‘Verstecken’ hinter einem Bildschirm können uns außerdem zu mehr Ehrlichkeit und Mut verleiten (was teilweise im Kontrast zur optimierten Selbstdarstellung steht). Das kann sich im negativen (z.B. Hass-Kommentare oder Cybermobbing) als auch im positiven Sinne (z.B. Introvertierte kommen endlich auch zu Wort) entwickeln. Insgesamt ist zu beachten, dass sich vor allem asynchrone Korrespondenz von realer Kommunikation unterscheidet und prinzipiell nicht vergleichbar ist. Dass diese digitale Kommunikationsart teilweise jegliche reale Unterhaltung ersetzt kann in manchen Fällen folgenschwer sein. So werden durch fehlende nonverbale Hinweise falsche Interpretationen angestellt, die wiederum zu weitreichenden Missverständnissen werden können.
Unabhängig von realer Konversation betrachtet bieten Online Medien sehr viele ‘Safe-Places’: Plattformen sind oftmals leicht erreichbar und können je nach Stimmungslage aktiv oder passiv sowie anonym genutzt werden. Die Ortsunabhängigkeit macht uns sehr flexibel und erreichbar. Zusammengefasst haben digitale Kommunikationsmittel einzigartige Qualitäten, die sich oftmals nur schwer mit der direkten, verbalen Kommunikation vergleichen lassen. In Kombination können sie jedoch unsere Unterhaltung, Zusammentreffen und Zusammenarbeit effizienter, innovativer und effektiver gestalten.
Rückblickend auf die letzten zwei Semester konnte ich durch die Recherche viele nützliche Insights über die Kommunikation in Online Medien erlangen. Ein Verbesserungspotenzial sehe ich vor allem bei der Aufklärung. Welche Kommunikationsmittel eignet sich für das aktuelle Gespräch am besten? Welche Folgen für mich und mein Umfeld hat meine Entscheidung für eines der Kommunikationsmittel? Um fundierte Antworten auf diese Fragen zu finden fehlt mir entscheidendes Wissen in anderen Fachbereichen – was natürlich nicht unmöglich zu erlangen ist. Da ich jedoch weder Soziologin noch Psychologin bin und sein will, weiß ich nicht, ob ich die Thematik in meiner Masterarbeit 1:1 bearbeiten möchte. Für das dritte Semester und die anstehende Thesis werde ich also meine Augen offen halten und weiterhin die Themen recherchieren, die mich begeistern und motivieren. Ich freue mich wie immer über Kommentare, Hinweise oder Nachrichten von euch 🙂