“Zwischen 1968 und 1973 komponierte David Tudor eine Reihe von Stücken mit dem Titel «Rainforest». In vier unterschiedlichen Versionen («Rainforest I – IV») wird darin die Idee eines Ensembles von klingenden Objekten mit einer für jedes Objekt spezifischen Klangcharakteristik entwickelt. Als Objekte können sowohl einfache Fundstücke als auch aus bestimmten akustischen Erwägungen heraus hergestellte Dinge verwendet werden. An jedem dieser Objekte werden Transducer (Körperschallerreger) befestigt, mit denen sich Klänge direkt auf ihre Oberfläche übertragen lassen. Material, Form und Größe der Objekte wirken als akustische Filter, die die Klänge auf eine je spezifische Art und Weise modulieren. Die Objekte haben damit drei Funktionen: Sie sind individuelle Skulpturen, musikalische Instrumente und mechanische Filter zugleich.
«Rainforest I» entstand 1968 für die legendäre Choreografie von Merce Cunningham, in der die Tänzer*innen in Trikots von Jasper Johns und zwischen heliumgefüllten Kissen, den «Silver Clouds» von Andy Warhol tanzten. Die bekannteste Version aus Tudors Kompositionsreihe ist allerdings «Rainforest IV» (1973). Das Stück sieht die Entwicklung eines räumlichen Environments aus «Rainforest»-Objekten vor. In dieser Version werden zusätzlich die kaum hörbaren Resonanzfrequenzen der Objekte selbst mithilfe von Kontaktmikrofonen abgenommen und über ein Audiosystem in den Raum projiziert.”
Text: Valerian Maly
Quellen:
David Tudor‘s «Rainforest IV» oder die Kunst, Schrott zum Klingen zu bringen
https://www.moma.org/calendar/exhibitions/5077