Sound Communities / Klanggemeinschaften

Könnte eine musikalischere Art des Seins, Denkens, Sprechens und Handelns zu einer humaneren und effektiveren (im zweiten Sinne klangvollen) Welt beitragen? Mit anderen Worten: Welche Bedeutung hat das Stichwort “Klanggemeinschaften” für Musik in der Friedensförderung? In dem Artikel von Marcia Ostashewski (2020) setzt Sie sich mit der Bedeutung von Sound Communities auseinander und geht auf die verschiedenen Forschungsansätze unterschiedlicher Disziplinen ein. Im Folgenden wird auf einige der Forschungsansätze eingegangen.

Das Wort jedoch “Klanggemeinschaften” ist im Plural zu verstehen, womit von vornherein ein Gefühl der Vielfalt und Pluralität von Erfahrungen, abweichenden Standpunkten und Interessen innerhalb von Gemeinschaften vermittelt wird. Zum Beispiel kann ein einziger Ort mehrere Gemeinschaften beherbergen, Gemeinschaften können sich über mehrere Orte erstrecken und Gemeinschaften sind keine monolithischen Gebilde. (Walsh und High, 1999, S. 257)

“Praxisgemeinschaften sind Gruppen von Menschen, die ein Anliegen, eine Reihe von Problemen oder eine Leidenschaft für ein Thema teilen und die ihr Wissen und ihre Fachkenntnisse in diesem Bereich durch kontinuierliche Interaktion vertiefen.” (Wenger et al., 2002, S. 4).

Wenger zufolge gestalten sowohl Anfänger als auch Erfahrene durch gemeinsames Üben die Praktiken ihrer Gemeinschaften ständig neu, indem sie die Bedeutung dessen, was sie gemeinsam tun, überprüfen und aushandeln. Gemeinsam erschaffen die Mitglieder der Gemeinschaft kontinuierlich die Identitäten der Gemeinschaft und der einzelnen Praktiker neu. (Wenger in Morley, 2016, S. 161).

Titon beschreibt Klanggemeinschaften als etwas, das im Grunde “durch akustische Kommunikation entsteht und aufrechterhalten wird” (2015, S. 23). Titon legt in seiner Definition den Schwerpunkt auf die Arbeit, die der Klang leistet, um Gemeinschaft zu schaffen und zu erhalten – er dient der Kommunikation. Titons Definition von Gemeinschaft umfasst potenziell alles Leben, einschließlich Pflanzen und Tiere. Titon erkennt das Potenzial für ein Verständnis das durch indigenes Wissen in ein Thema eingebracht wird, das oft Beziehungen beinhaltet, die mehr als nur Menschen umfassen. Titons Einbeziehung anderer als menschlicher Wesen in die Gemeinschaft resultiert zu einem großen Teil aus seiner eigenen interdisziplinären intellektuellen Geschichte und seiner Sensibilität als Ökomusikwissenschaftler (Titon, 2014; Titon und Ostashewski, 2014).  Er erwähnt, dass die aufkeimende wissenschaftliche Forschung, die Informationen ans Licht bringt, wie die Tatsache, dass Pflanzen kommunizieren (Gagliano, 2012), sein Denken in diesem Bereich beeinflusst.

Literatur

Titon, J.T. (2014). Flight call. MUSICultures, 41(2), pp.162-169.

Titon, J.T. (2015). Exhibiting music in a sound community. Ethnologies, 37(1), pp. 23-41.

Marcia Ostashewski (2020). Sound Communities. Music and Arts in Action. Vol 7

Morley, D. (2016). Applying Wenger’s communities of practice theory to placement learning. Nurse Education Today,39, pp. 161-162.

Wenger, E., McDermott, R. and Snyder, W. (2002). Cultivating Communities of Practice: A Guide to Managing Knowledge.Boston: Harvard Business School, McGraw-Hill Distributer.

Walsh, J. C. and High, S. (1999). Rethinking the concept of community. Social History, 32(64), pp. 255-273.