Das Terpsiton ist ein fast vergessenes Musikinstrument, das berührungslos mit dem ganzen Körper gespielt wird.
Es stammt aus der Weiterentwicklung des Theremins, die in Zusammenarbeit mit der Tänzerin und Filmemacherin Mary Ellen Bute, des Theremin-Erfinders Leon Theremin und der Musikerin und Tänzerin Clara Rockmore entstanden ist.
Grundsätzlich funktioniert es wie das Theremin: die elektrische Kapazität des menschlichen Körpers, der in ein elektrisches Feld eingebracht wird, beeinflusst einen Oszillator.
Das Terpsiton mutierte die Stabantenne des Theremins zu einer isolierten Metallplatte, die sich unter einem großen Tanzpodest befindet. Je weiter man sich im Tanz nach unten in Richtung Podest neigt und dadurch die elektrische Kapazität erhöht, umso geringer wird die Frequenz des Röhrenoszillators und umso tiefer der erzeugte Ton; stellt man sich hingegen auf die Zehenspitzen, wird die Frequenz des Oszillators und somit auch der Ton erhöht. Die Töne werden also durch tänzerische Bewegungen moduliert, wobei Pose und Klang synchron zueinander variieren. Schon das Senken eines Arms oder das Heben eines Beins bewirkt eine hörbare klangliche Veränderung. Die Lautstärke und die Klangfarbe steuert eine zweite Person außerhalb des Terpsitons.
In späteren Modellen fügte Leon Theremin verschiedenfarbige Lichter hinzu, die es dem Tänzer ermöglichten, auch optisch wahrzunehmen, welche Note er gerade spielt. Heutzutage ist die ganze Technik in einem kleinen Kästchen versteckt, das mit einer größeren Antenne über dem Tänzer montiert wird.
Einige Terpsitons waren mit zusätzlichen Geräten zur Wiedergabe von Hintergrundmusik ausgestattet, zu der die Tanzenden spielten.
Es ist jedoch viel schwieriger zu spielen als das Theremin, bis zum Punkt, dass es, für die meisten Menschen, fast unkontrollierbar ist.
Theremin, selbst begeisterter Tänzer, trug die Idee eines durch Tanzen spielbaren Instruments bereits mehrere Jahre (ab Mitte der 1920er Jahre) mit sich herum, bevor er sich an die konkrete Umsetzung des Terpsitons machte.
Konkret an die Entwicklung machte er sich für eine geplante Vorführung seiner Instrumente in der New Yorker Carnegie Hall am 1. April 1932. Theremin suchte lange erfolglos nach einem Tänzer, der in der Lage war, das Terpsiton seinen Ansprüchen gemäß zu spielen, und musste sich an die Theremin-Virtuosin Clara Rockmore wenden, die nicht nur ein absolutes Gehör hatte, sondern auch sehr gelenkig war.
In der Presse wurde das Terpsiton immer wieder als misslungenes oder noch nicht ausgereiftes Projekt beschrieben, was nicht ganz den Tatsachen entspricht.
in den USA hat doch eine Tanzgruppe sogar einigermaßen erfolgreich mit mehreren Terpsitons gearbeitet. Lavinia Williams, ein Mitglied dieser Gruppe, war mit Leon Theremin verheiratet.
Von Leon Theremin selbst sind neben dem Ursprungsgerät noch zwei gebaute Terpsitons bekannt. Eines hat er 1966–1967 am Moskauer Konservatorium gebaut, dieses ist mittlerweile verschollen. Ein zweites hat er in den 1970ern für Lidia Kawina gebaut. Dieses ist bis heute erhalten geblieben und ist das einzige bekannte existierende Terpsiton, das Theremin persönlich gebaut hat.
Andrej Smirnov | Terpsitone
N/O/D/E – Terpsitone
Kürzlich hat eine Berliner Bastlergruppe ein Terpsiton nachgebaut, ein Projekt weniger zum Anfassen, eher zum Anhören, Ansehen und Antanzen.
Die Bastler haben einige Erweiterungen eingebaut: einen Vibratogenerator und eine Quantisierungsschaltung, mit der sich die Töne optional auf eine Durtonleiter beschränken lassen.
Quellen:
Andrej Smirnov – Temperiertes Tanzen
Wikipedia – Terpsiton
Das Terpsiton: Musik aus dem Äther in XXL