Going Back West, Pt. 6

The Ballad of Buster Scruggs

Nach Beiträgen zu den inhaltlichen und stilistischen Merkmalen des Westerns soll es hier nun um ein ganz konkretes Beispiel gehen. Bei dem vorgestellten Film handelt es sich um einen Western aus dem Jahr 2018, veröffentlicht unter der Regie der Coen-Brothers, Ethan and Joel Coen. Der Film besteht aus sechs Geschichten die nicht weiter zusammenhängen und der Reihe nach erzählt werden. Er trägt den Titel „The Ballad of Buster Scruggs“ – der Titel bezieht sich auf die erste der Geschichten, in der der Protagonist unter diesem Namen bekannt ist. Aber dazu später mehr. Was haben die Geschichten dennoch gemeinsam? Sie alle erzählen von spannenden Charakteren, die auf die eine oder andere Weise mit den Motiven und Gefahren des Westerns konfrontiert werden. Dabei spielen Gewalt und Überleben (wie in eigentlich jedem Western) eine entscheidende Rolle. Eingefasst wird die Ernsthaftigkeit aber in eine Komik, die durch ihren Humor für Auflockerung und ein gänzlich neues Element sorgt. Auch eine Art von Schicksal wird in jeder der einzelnen Geschichten tragend, welches allerdings jeweils erst am Ende in Erscheinung tritt. Die so vermittelte Moral wirkt stark und auch sanft zugleich, wodurch sich eine schöne Verbindung zwischen dem Inhalt und dem Publikum herstellt.

Abb. 1 – Der berühmt-berüchtigte „Buster Scruggs“

Sechs kleine Geschichten

Nun aber zu den Geschichten selbst. Da eine Nacherzählung aller Stories den Rahmen sprengen würde, beschränke ich mich hier auf zwei davon. In der ersten Geschichte geht es um eine Mann namens „Buster Scruggs“, einen singenden Cowboy, angezogen ganz in weiß, der nahezu exzellent mit dem Revolver umgehen kann. Er dürfte bereits das eine oder andere Verbrechen begangen haben, denn man erfährt gleich zu Beginn, dass auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt wurde – mit dem Zusatz „Dead or Alive“. Im weiteren Verlauf finden einige Schusswechsel statt, die er alle mühelos meistert. Als er aber zu einem Duell mit einem schwarz gekleideten Cowboy aufgefordert wird (der ebenfalls singt), überschätzt er seine Fähigkeiten: Er wird getroffen, noch bevor er den Abzug betätigen kann. Von nun an gibt es einen neuen berüchtigten, singenden Cowboy. Gemeinsam mit Buster Scruggs’ Geist (der nach dem Duell in den Himmel schwebt), singen sie zum Abschluss ein Duett, während der andere Cowboy davonreitet. Die zweite Geschichte handelt von einer Kutschenfahrt, in der völlig unterschiedliche Menschen eine Zeit lang miteinander auskommen müssen. Die Geschichte trägt den Titel „The Mortal Remains“ und spielt bis zum Schluss ausschließlich in dieser Kutsche.

Abb. 2 – Die zwei Kopfgeldjäger in „The Mortal Remains“

Eine Fahrt, die niemals stoppt

Auf dieser Fahrt ist Moral das Gesprächsthema unter drei Reisenden, und es wird deutlich, dass alle von ihnen einen eigenen und den „einzig richtigen“ Zugang dazu haben. Mit dabei sind auch zwei Kopfgeldjäger, die ebenfalls in dieselbe Stadt reisen. Als die Debatte zu einem Streit entfacht, wird der Kutscher von den Reisenden gebeten anzuhalten. Das tut er aber nicht, und die Kopfgeldjäger erklären, dass sie nicht anhalten können, bis sie am Ziel angelangt sind. Sie erklären auch, wie sie ihre Ziele in die Falle locken, wo der eine sie ablenkt, und der andere sie erschlägt bzw. gefangen nimmt. Als die Kutsche dann schließlich hält, in einer kleinen, düsteren Stadt, steigen alle aus, die Kopfgeldjäger holen eine Leiche vom Dach und jeder von ihnen geht in das einzige Hotel. Gepäck hat von ihnen niemand dabei, und die Kutsche fährt schnell davon. Wie der Titel schon suggeriert, geht es in dieser Geschichte um den Tod und die letzte Reise dorthin. Die „Kopfgeldjäger“ sind dafür zuständig, die „Reisenden“ bei der „Überfahrt“ zu begleiten. Insgesamt finden sich im gesamten Film spannend erzählte Geschichten, die sich auf ihre Art mit Themen des Westerns auseinandersetzen.

Quellen

  1. Ethan & Joel Coen; „The Ballad of Buster Scruggs“ (2018)
  2. https://collider.com/ballad-of-buster-scruggs-ending-explained/