Der Begriff des Spekulativen Designs wurde von Anthony Dunne, Professor und Leiter des Programms für Designinteraktionen am Royal College of Art, und Fiona Raby, Professorin für Industriedesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien, geprägt. Die beiden haben das Konzept in ihrem Buch „Speculative Everything: Design, Dreaming und Social Dreaming“ (2013) populär gemacht.
Angefangen hat alles mit einer Liste, in denen Dunne und Raby verglichen, wie Design normalerweise verstanden wird (A), damit wie sie es selber verstehen (B). B sollte dabei nicht A ersetzen, sondern un eine neue Dimension erweitern und eine Diskussion hervorrufen.
Die Zukunft
Gerade wenn man in Wissenschaft Forschung und Technologie arbeitet, muss man regelmäßig über ‚die‘ Zukunft nachdenken. Das ist meistens damit verbunden, sie vorherzusagen oder zu prognostizieren, aber es ist auch immer ein Versuch sich auf eine bestimmte Zukunft festzulegen. Das ist in der Vergangenheit, vor allem in technischer Hinsicht, oft gescheitert. Statt sich festzulegen, sollten laut Dunne und Raby eher verschiedene Ideen verschiedener ‘Zukunften’ gestaltet werden, die dann als Werkzeug benutzt werden können, um die Gegenwart besser zu verstehen und herauszufinden, was Menschen wollen und nicht wollen, wenn sie auf die Szenarien reagieren. Es geht nicht darum, vorzugeben, wie Dinge sein sollen, sondern vorzuschlagen wie Dinge sein könnten.
Das Schaubild verdeutlicht Dunnes und Rabys Designansatz: der erste Kegel ist ‚probable‘. Dort arbeiten die meisten Designer. Er beinhaltet alles, was wahrscheinlich passieren wird, wenn keine außergewöhnlichen Zwischenfälle passieren. Die meisten Designmethoden, Prozesse und Werkzeuge richten sich an diese Sparte.
Der nächste Kegel ist ‚plausible‘, auch planen und vorhersehen oder der Bereich, der zeigt was passieren könnte. Es geht hier nicht um Prognosen sondern darum, alternative Wege für Ökonomie und Politik zu erforschen um sicher zu stellen auf mögliche Wendungen vorbereitet zu sein.
Der größte Kegel ist ‚possible‘. Die Herausforderung hier ist immernoch eine Verbindung zwischen der aktuellen Welt und der möglich zukünftigen Welt herzustellen. Lösungen müssen trotzdem wissenschaftlich möglich sein und es soll ein Weg ersichtlich bleiben, wie man von der heutigen Welt zu diesem Szenario kommen kann – also die Darstellung von glaubhaften Events von heute bis in die Zukunft, die dennoch fiktional sein dürfen, sodass Betrachter das Szenario verstehen können. In dieser Sparte sind oft auch Science Fiction, und Kinofilme angesiedelt.
Hinter diesen Kegeln wäre noch der Bereich ‚fantasy‘ angesiedelt: Der Bereich von Märchen, Superhelden und Goblins, der allerdings für das Design kaum eine Rolle spielt.
Der letzte Kegel überschneidet probable und plausible: ‚preferable‘. Es ist der Kegel der bevorzugten Zukunft. Dieser Bereich wirft viele Fragen auf: Was ist wünschenswert oder preferable überhaupt? Für wen? Wer entscheidet das?
Das ist der Bereich auf den sich Spekulatives Design bezieht. Design soll benutzt werden um Möglichkeiten zu eröffnen, die dann in der Gesellschaft diskutiert werden können.
Quelle:
Speculative Everything: Design, Fiction, and Social Dreaming, Anthony Dunne, Fiona Raby. MIT Press, Dec 6, 2013