Wie klingt unser Körper? Wahrscheinlich haben viele von euch diese Frage schon im Sinn und, zum Glück, ein Forschung- und Musikbereich befasst sich mit diesem Thema.
Dieses Feld heißt genau “Biophysical Music” und diese Bezeichnung wurde von Marco Donnarumma geprägt.
Er ist ein Künstler, Performer und Gelehrter, der seit Anfang 2000 Contemporary Performance, New Media Art und Computermusik miteinander verbindet. Er manipuliert menschliche Körper, erstellt Choreografien, entwickelt Technologie und komponiert Klänge. So kombiniert er Disziplinen und Medien zu einer sinnlichen, kompromisslosen Ästhetik.
Er ist international anerkannt für Soloauftritte, Bühnenproduktionen und Installationen, bei denen der Körper zu einer verwandelnden Sprache wird, um kritisch über Rituale, Macht und Technologie zu sprechen. […]
Die biophysikalische Musik ist ein sich schnell entwickelnder Bereich elektronischer Musik, der das Schaffen unkonventioneller Computerschnittstellen untersucht, um die Physiologie der menschlichen Bewegung mit Musiksystemen zu konfigurieren.
Neuromuskuläre Studien, Phänomenologie, Real-Time-Datenanalyse, Aufführungspraxis und Musikkomposition werden verbunden und Muskel-Biosignale werden von biophysikalischen-Musikinstrumenten verwendet, um Aspekte der körperlichen Geste des Performers in der Mensch-Maschine-Interaktion und musikalische Kompositionsstrategien zu integrieren.
Ein biophysikalisches Instrument ist zum Beispiel “Xth Sense” (XS).
Dieses Instrument wurde 2011 von M. Donnarumma entwickelt zwecks Erweiterung der körperlichen Fähigkeiten, nicht um den menschlichen Körper mit einem interaktiven System zu verbinden, sondern um ein tatsächliches und vollständiges Musikinstrument zu formen.
Xth Sense (gesprochen: „ecsth sense“) ist eine kostenlose und offene biophysikalische Technologie, die Geräusche aus Herz, Blut und Muskeln erfasst und damit den menschlichen Körper in ein digitales interaktives System für die Ton- und Videoproduktion integriert.
XS verstärkt Muskelgeräusche und benutzt sie als Kontrolldaten und Musikmaterial.
Wenn ein Muskel sich zusammengezogen wird, werden Low Frequency-Klänge erzeugt (Mechanomyogramm oder MMG) und durch einen Mikrofonsensor, der im XS-Armband eingebettet ist, werden sie aufgenommen und vorbereitet für ein Live-Sampling mit dem Laptop.
Schließlich erhält man Musik in Echtzeit.
Die Software, die Xth Sense kontrolliert, wird in Pure Data, eine datenstromorientierte Programmiersprache, geschrieben. Dieser Biosensor kann zusätzlich von jedem nachgebaut werden.
Das Design ist dokumentiert und unter einer Creative Commons Share-Lizenz frei verfügbar. Alle Informationen/ Tutorial / Schematic können Sie unter http://res.marcodonnarumma.com/projects/xth-sense/ finden.
Hier sind einige Beispiele:
Music for Flesh II | Marco Donnarumma
Biophysical Music | Marco Donnarumma
Quellen:
Guide To Unconventional Computing For Music, Marco Donnarumma.
Xth Sense Documentation, Marco Donnarumma.
Xth Sense: Recoding Visceral Embodiment, Marco Donnarumma.