Stereotypisierung von Sinti und Roma in den Medien (3)

Pressekodex (Richtlinie 12.1):

Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.

“In der Berichterstattung über Straftaten ist darauf zu achten, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt. Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.”[1]

Mit dem Pressekodex sollen Minderheiten geschützt und Diskriminierung verhindert werden.

In der Berichterstattung wird diese journalistisch-ethische Grundregel nicht immer eingehalten. Durch wiederkehrende stereotypisierende Medienberichte werden bestimmte Bilder betont und bleiben in den Köpfen der Rezipient*innen.

In einer Talkshow vom 15. Juni 2014 setzt sich Günther Jauch mit dem Thema „Albtraum Einbruch – Wie sicher sind wir in der eigenen Wohnung?“ [2] auseinander.  In dem Einspieler und einem Statement eines Beamten ist die Rede von“‘ Roma-Gruppen‘ […], die ‚überall einbrechen‘“.

Die Vox-Sendung „Junge Roma in Deutschland – Tradition ist alles!“ vom 6. August 2012 und die RTL-Sendung „Turbulent zum Traualtar“ vom 6. August 2012 zeigen zwei Hochzeiten von Sinti und Roma. Personen werden vor Wohnwagen interviewt, obwohl „die Familie des Bräutigams […] in einem großzügigen Wohnhaus“ lebt.[3] Mit dem Hintergrund von Wohnwagen wird jeder Interviewter damit in Verbindung gebracht und eben nicht auf die vielfältige Weise der Unterkünfte.

Der Online-Artikel “Es kommen nicht nur Roma – es kommen auch Akademiker” (2013) von ZDF heute zeigt eine deutliche Unterscheidung von Roma und Akademikern.

„Polizei stürmt Duisburger Roma-Haus nach Angriff auf Bürger“[4] ist ein Artikel von DerWesten bei dem das „Roma-Haus“ mit einem „Problemhaus“ gleichgestellt wird.[5]

Die Stigmatisierung von Sinti und Roma ist noch heute in den Medien präsent. Der Zentralrat Sinti und Roma in Deutschland eröffente am 23. Januar 2020 eine Diskussionsrunde “Haben wir ein Journalismusproblem? – Das Bild von Sinti und Roma in den Medien”. [6]

Journalist*innen werden aufgefordert, sich dem Framing und den replizierten Bildern bewusst zu werden und diesen entgegenzuwirken.


[1] https://www.presserat.de/leitsaetze-zur-richtlinie-12-1.html [25.11.2020]

[2] https://taz.de/Antiziganismus-in-den-Medien/!5037929/ [26.11.2020]

[3] https://www.bpb.de/internationales/europa/sinti-und-roma-in-europa/179543/eine-analyse-wie-berichten-medien-ueber-sinti-und-roma [25.11.2020]

[4] https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/polizei-stuermt-duisburger-roma-haus-nach-angriff-auf-buerger-id8354475.html [26.11.2020]

[5] https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-07/studie-end-antiziganismus?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F [26.11.2020]

[6] https://zentralrat.sintiundroma.de/veranstaltungen/haben-wir-ein-journalismusproblem-das-bild-von-sinti-und-roma-in-den-medien/ [26.11.2020]