In Bezug auf den Supermarkt geht es auch um Lebensmittel, hier spielt Sound Design schon seit vielen Jahren eine große Rolle. Das Ohr ist ein Sinnesorgan, welches wir nicht einfach abschalten können. Bewusst oder unbewusst nehmen wir ständig Informationen auf, welche uns beeinflussen und prägen. Dies machen sich Entwickler und Sound Designer zu nutzen, um den Klang und somit auch die Assoziation einer Marke zu prägen.[1] „Die Geräusche prägen das Image einer Marke und wirken auf die Kunden oft unbewusst.“[2] Daniel Gräfe schreibt weiter dazu: „Nicht nur das Auge, auch das Ohr isst mit. Nahrhaft ist, was dunkel und warm klingt. Je lauter und heller, desto frischer wirken Lebensmittel.“[3] Um den Sound von Lebensmitteln beim Kauen analysieren zu können wird die binaurale Aufnahmetechnik angewendet. Diese ermöglicht es einen realen Eindruck über das Gehörte einer Person zu erlangen.[4]
Aber nicht nur die Lebensmittel selbst, auch ihre Verpackung spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Beeinflussung des Kundenverhaltens geht. Laut Susi Weichselbaumer und Yvonne Maier wählen „rund 80 % der Kunden“ die Produkte anhand der Wertigkeit der Verpackung aus. Ein gutes Beispiel dafür sind Verpackungen von Chips. Die Tüten geben beim Öffnen ein ‚Plopp‘ ab, welches die frische des Produktes signalisieren soll. Genauso wird dies bei Babynahrung und den Gläschen angewandt.[5] „Der richtige Sound sorgt für ein Öffnungserlebnis.“[6]
Gräfe schreibt in diesem Zuge zum Zusammenhang von Sound und Marken folgendes: „Seit Mitte der 1990er Jahre ist das Verständnis, dass Marken nicht nur gut aussehen, sondern auch gut riechen, klingen und sich anfühlen müssen, gewachsen. Vorreiter war die kapitalstarke Automobilindustrie, hier tüftelte Becker-Schweitzer einst am Sound eines typischen Ford-Motors.“[7]
So nimmt Sound Design und die akustische Markenführung auch in der Automobilindustrie eine wichtige Rolle ein. Im Gegensatz zur Akustik in der Architektur, spielt beim Entwerfen von Autos der Sound schon in der Anfangsphase eine wichtige Rolle.[8] „In den 70er Jahren wurden Autos produziert – und dann das verbessert, was zu sehr dröhnte oder schepperte. In den 80er Jahren wurden sie vor allem leiser. Ab Mitte der 90er Jahre bekamen sie auch klanglich eine eigene Gestalt. Dafür sind schon bei der Konstruktion die Akustiker mit im Spiel.“[9]
Bei Autos geht es nicht nur um die Motorengeräusche. Auch der Sound der Autotüren vermittelt einen ersten hochwertigen oder minderwertigen Eindruck. Ebenso tragen die Klänge von den im Innenraum platzierten Drehknöpfen, Blinker usw. zum positiven oder negativen Gefühl des/der Konsument*innen bei. Natürlich wird von den Herstellern auch viel Zeit und Geld in den perfekten Motorensound für die jeweiligen Modelle investiert.[10]
Die heulenden Motoren vermitteln nicht nur dem Fahrer ein tolles Gefühl, sie sind auch gleichzeitig ein Warnsignal für Fußgänger und Fahrradfahrer. Bei Elektroautos fehlen diese Geräusche, was zu Problemen führen kann. Deshalb kommt mittlerweile auch dort Sound Design zum Einsatz, um ein künstliches Motorengeräusch zu erzeugen.[11] Motoren können also auch einen funktionalen Klang darstellen. Es scheint als wäre das Sound Branding in der Lebensmittel- und Automobilindustrie, anderen Bereichen schon weit im Voraus. Es stellt sich also die Frage warum sich andere Unternehmen noch nicht an diesen Methoden bedienen.
[1] Vgl. Gräfe 2011 o. S.
[2] Gräfe 2011 o. S.
[3] Gräfe 2011 o. S.
[4] Vgl. DPA Microphones A/S 2019 o. S.
[5] Vgl. Mockenhaupt; Deutschlandfunk Nova 2018 o. S.
[6] Mockenhaupt; Deutschlandfunk Nova 2018 o. S.
[7] Gräfe 2011 o. S.
[8] Vgl. Gräfe 2011 o. S.
[9] Gräfe 2011 o. S.
[10] Vgl. DW Deutsch 2011, [01:30 – 03:27].
[11] Vgl. Susi Weichselbaumer/Yvonne Maier 2018 o. S.
DPA Microphones A/S (2019): DPA. Binaurale Aufnahmetechniken. Online im Internet: URL: https://www.dpamicrophones.de/mikrofon-universitaet/binaurale-aufnahmetechniken (Zugriff am: 16.12.2020).
DW Deutsch (2011): Sounddesigner – für den guten Ton im Auto | Video des Tages [YouTube]. Online im Internet: URL: https://www.youtube.com/watch?v=v5yrduuWGTg (Zugriff am: 27.12.2020).
Gräfe, Daniel (2011): stuttgarter-nachrichten.de. Sounddesign: Lauschangriff auf Butterkekse. Online im Internet: URL: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.sounddesign-lauschangriff-auf-butterkekse.d1c45292-e263-4f2b-98de-465316344a1c.html (Zugriff am: 27.12.2020).
Mockenhaupt, Kristin; Deutschlandfunk Nova (2018): Deutschlandfunk Nova. Knistern, Knacksen und der Plopp – Sounddesign bei Lebensmitteln. Online im Internet: URL: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/sounddesign-bei-lebensmitteln (Zugriff am: 27.12.2020).
Susi Weichselbaumer/Yvonne Maier, Bayerischer Rundfunk (2018): „Akustikforschung: Damit der Keks schön knuspert.“ In: (2018). Online im Internet: URL: https://www.br.de/wissen/akustik-forschung-geraeusch-knack-keks-wiener-gehirn-klingt-klang-sounddesign-hoeren-100.html (Zugriff am: 27.12.2020).