Sound Gestaltung im Produktdesign 1/2

Das Knirschen beim Öffnen eines Nutella Glases, das bekannte ‚Plop‘ der Hipp-Babygläschen, das Crunchen der Chips, das Aufheulen des Motors beim Starten des Autos. Dies alles sind Beispiele für Sound Gestaltung im Produktdesign. Hannes Raffaseder definiert Sound Design in der Produktgestaltung so: „Beim Produkt-Sounddesign werden jene Geräusche gezielt gestaltet, die beim Gebrauch eines Produktes entweder unvermeidbar entstehen oder für eine einfache und sichere Bedienung erforderlich sind.“[1]

Weiss kritisiert, dass unendliche Stunden in die Formen, Beschaffenheiten usw. eines Produktes investiert werden und dieses dann in der „ersten hörbaren Interaktion“ nur ein „PIEP“ von sich gibt. Denn Sound kann auch schon in so einer kurzen Zeitspanne einen prägenden Eindruck hinterlassen.[2]

„Selbst der kleinste Sound kann aber den Eindruck eines Objektes, eines Gerätes, eines Produktes, einer Maschine markant beeinflussen. Denn es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, in dem eine Person emotional auf ein Objekt reagiert und dieses als positiv oder negativ einschätzt.“[3]

Weiss führt weiter, dass Sound, Objekten eine Stimme gibt, das Design verstärkt und diese dadurch eine „neue Ebene der Lebendigkeit“ erhalten. Er vergleicht dies mit der Anwendung von Sound Design im Film und erwähnt in diesem Zuge auch die funktionalen Klänge.[4] „Wie im Film verleiht der Sound einem Objekt eine ganz bestimmte, bewusst gesteuerte Bedeutung. Beim Produktdesign sind es kleine Sounds, funktionale Klänge, die eine präzise Anmutung haben können und damit dem Objekt eine bestimmte Erlebnis-Aura und einen eigenen Charakter verleihen.“[5]

Weiss sieht in der Sound Gestaltung im Produktdesign noch viel größeres Potential und verurteilt fast schon die gängigen funktionalen Klänge, welche oft angewandt werden. Er ist auch für die Fusion von Produktdesign und akustischer Gestaltung im Raum. Eine seiner Visionen, welche er beschreibt, ist die Situation im Supermarkt und der piepsenden Kassen. Er meint, dass jede Kassa einen eigenen Sound bekommen sollte und dass aus dem zufälligen Zusammenspiel aller „eine kleine Klangskulptur“ entstehen könnte, was sich sowohl auf ein positives Einkaufserlebnis als auch auf die „auditive Atmosphäre im Raum“ auswirken könne.[6]


[1] Raffaseder 2010, S. 300.

[2] Vgl. Weiss 2015, S. 73.

[3] Weiss 2015, S. 74.

[4] Vgl. Weiss 2015, S. 74.

[5] Weiss 2015, S. 74.

[6] Vgl. Weiss 2015, S. 74ff.


Raffaseder, Hannes (2010): Audiodesign: akustische Kommunikation, akustische Signale und Systeme, psychoakustische Grundlagen, Klangsynthese, Audioediting und Effektbearbeitung, Sounddesign, Bild-Ton-Beziehungen. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. München: Hanser.

Weiss, Peter Philippe (2015): Wenn Design die Materie verlässt: Sound. Das Design der Emotionen, der Imagination und der Lebendigkeit. Norderstedt: Books on demand.