Der Italo-Western
Näher betrachtet wurden nun die Ursprünge des Westerns als Genre im zweiten und das Thema des Anti-Westerns im ersten Blogpost. In diesem Eintrag soll es nun um eine weitere klassische Spielart gehen: den Italo-Western. Unter diesem Namen – im Englischen auch als „Spaghetti-Western“ bezeichnet – versteht man Western-Produktionen, die vor allem durch italienischen Einfluss entstanden, und deshalb so benannt sind. Dabei kann es sich um gänzlich italienische Filme handeln – von Produktionsfirmen aus Italien, mit Drehplätzen vor Ort und italienischen Schauspielern – aber auch um Mischformen. Als das Besondere an den Filmen ist allerdings nicht der Italien-Bezug zu nennen, sondern die Stilistik, die von einem Namen maßgeblich geprägt wurde: dem Regisseur und Drehbuchautor Sergio Leone. Angefangen in den 1960er-Jahren mit dem Film „A Fistful of Dollars“ („Per un pugno di dollari“), wurden im Laufe der Jahre eine ganze Reihe an Western produziert. Leone hat bereits mit dem ersten Film der „Dollar-Trilogie“ („Trilogia del dollaro“) den stilistischen Grundstein gelegt für seine späteren Filme und Produktionen von anderen Regisseuren. Die Stilelemente gelten als wegweisend für den Italo-Western und waren auch prägend für das Western-Genre allgemein.
Ein besonderes Genre
Was aber sind nun diese stilgebenden Merkmale? Die visuelle Stilistik von Leone – mitentwickelt durch den Kameramann Tonino Delli Colli – speist sich aus den grandiosen Landschaftsbildern und extremen Nahaufnahmen der Darsteller in entscheidenden Szenen. Ein Element des Westerns ist seit jeher die Verortung im „unberührten Land“, welches in den Leone-Filmen in fast einzigartiger Weise eingefangen wurde und durch das damals verwendete Breitbild besonders gut zur Geltung kam. Inhaltlich war der Fokus in seinen Filmen und im Italo-Western allgemein klar; es sind Anti-Helden – ähnlich dem Anti-Western – die eine besondere Rolle einnehmen. Klassische Helden, die stets nach moralischen Grundsätzen handeln und nach höheren Zielen streben findet man hingegen selten. Damit wird auch ein Gegenentwurf zu den US-Western gezeigt, wo die die Hauptfiguren oft rein und selbstlos handeln. Im Spaghetti-Western sind die Figuren in der Regel schmutzig gezeichnet, sowohl in ihrem Handeln als auch ihrem Erscheinungsbild, was für eine Art „realistischere Darstellung“ sorgt. Trotz dieser Darstellung wurden die Handlungen im Film bewusst und gekonnt überzeichnet – sei es in den Schusswechseln und der übertriebenen Darstellung von Gewalt, mit vielen Toten usw.
Musik als Baustein
Neben den bereits genannten stilistischen Merkmalen, spielt auch die Musik eine besondere Rolle in eigentlich allen Italo-Western. Die schon beschriebenen Landschaftsaufnahmen werden typischerweise mit großen Musikstücken untermalt, um ihnen noch mehr Emotionalität und Kraft zu verleihen. In anderen Szenen – besonders in den spannungsreichen Abschnitten, wie dem typischen „Showdown“ – wird die Musik auch ganz bewusst eingesetzt, die gezeigten Bilder in ihrer Dynamik nochmals zu steigern und zu erhöhen. Als Person hinter der Idee ist hier auf jeden Fall Ennio Morricone zu nennen, der zahlreiche Filmmusiken komponiert hat, die heute zurecht als Klassiker gelten. Durch seine Zusammenarbeit mit Sergio Leone wurde er bekannt und gilt für viele sogar als der einflussreichste Filmmusik-Komponist aller Zeiten. Seine Musik dient laut Leone in seinen Filmen als eine Art Erweiterung der Handlung und des Drehbuchs, die das sagt, was nicht explizit gezeigt wird. Als besonders eindrucksvoll sind hier die Musiken zu „The Good, the Bad and the Ugly“ („Il buono, il brutto, il cattivo“) sowie „Once Upon a Time in the West“ („C’era una volta il West“) zu nennen.
Quellen
- https://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=4002
- https://www.spaghetti-western.net/index.php/Einf%C3%BChrung
- https://de.wikipedia.org/wiki/Italowestern
- http://www.fistful-of-leone.com/
- https://www.britannica.com/topic/A-Fistful-of-Dollars
- https://en.wikipedia.org/wiki/Ennio_Morricone