Warum Walt Disney immer schon als Vorreiter im Bereich psychedelischer Szenen im Animationsfilm galt.

Im Blogpost „Die Ästhetik der Darstellung induzierter Bewusstseinsveränderungen im Film“ wurde bereits die Ästhetik von induzierten Bewusstseinsveränderungen im Realfilm behandelt. Doch nicht nur im Realfilm werden solche Bewusstseinszustände thematisiert. Walt Disney arbeitete schon in verschiedensten Filmen mit Charakteren, die Halluzination haben, ihre Umgebung anders war nehmen oder nicht ganz sie selbst sind. In Disneyfilmen werden diese Zustände meistens durch Träume, manchmal aber auch durch zugeführte Substanzen ausgelöst. Bei solchen Substanzen muss es sich nicht zwangsläufig um Drogen oder Alkohol handeln, da zur Zielgruppe von Disney auch Kinder gehören werden Halluzinationen oder Bewusstseinsveränderungen oft auch durch Substanzen wie Gift, Zucker, Schokolade oder Ähnlichem induziert. Diese Szenen heben sich durch einige Merkmale von der restlichen Handlung ab. Ein paar dieser Merkmale sind, dass die Szene nicht erklärbar ist, es passieren Dinge, die sonst unmöglich wären, meist funktionieren sie unabhängig von der restlichen Handlung und werden weder davor noch danach im normalen Handlungsstrang thematisiert.[1]

Beispiele für Charaktere aus Animationsfilmen die Halluzinationen haben wären Dumbo, der aus Versehen Champagner trinkt und dann von wild tanzenden und singenden pinken Elefanten halluziniert. Die „Pink Elephants on Parade“, das Phänomen von Tieren zu halluzinieren nennt man auch „Zoopsia“ und gerade auf Alkoholentzug bezogene Halluzination werden oft als „Pink Elephants“ bezeichnet, was eine thematische Verbindung zur Verwendung der pinken Elefanten in „Dumbo“ erklärt. In dieser Szene wird die Halluzination durch grelle Farben, dem deutlichen Abheben des normalen Handlungsstrangs, geometrischen Mustern und der charakteristischen Musik, deutlich gemacht.

In „Madagaskar“ als Alex von einem Betäubungspfeil getroffen wird, wird sein Zustand danach ebenfalls durch eine Veränderung der Farbpalette, geometrischen Mustern und der Musik dargestellt.

“The Road to El Dorado” ist ein weiters Beispiel, in dem die Hauptcharaktere während dem Song „It’s tough to be a god“ eine Zigarre rauchen und dann ebenfalls Veränderungen in den Farben und Mustern zu bemerken sind.

In „The Good Dinosaur“ sind fermentierte Früchte verantwortlich für die Veränderung des Bewusstseinszustandes der Charaktere, der sich durch den Soundtrack, die Veränderung der Umgebung und der Charaktere, die für eine Veränderung der Selbstwahrnehmung steht, äußert.

Es gibt noch weitere unzählige Szenen in Disneyfilmen, die diese Themen aufgreifen wie “Heffalumps and Woozles” in “The Many Adventures of Winnie the Pooh” oder “Never had a friend like me” in “Aladdin”.

In diesen Szenen spielt, die Musik eine große Rolle. Der Filmblog TVtropes bezeichnet die Rolle der Musik folgendermaßen:

“The musical number in an animated musical in which the animation stops pretending to depict things that are actually happening in the world of the film and becomes a more abstract illustration of the music.”

Nicht nur in animierten Musicals ist das zu sehen, auch der Umschwung der Musik eines Musicals in eine surreale Richtung, ist ein Anzeichen dafür, dass es sich jetzt um einen Traum oder einen Zustand der Bewusstseinsveränderung handelt.[2]

Disney hat schon mit verschiedenen Menschen zusammengearbeitet, die großen Einfluss auf Szenen hatten, in denen Charaktere halluzinieren oder träumen. Zwei der Wichtigsten waren Salvador Dalí, der zusammen mit Walt Disney dem animierten Kurzfilm „Destino“ einen surrealistischen Touch geben konnte und Oskar Fischinger, der schon vor Walt Disney bekannt für seine experimentellen animierten Kurzfilme war. Oskar Fischingers Arbeit wurde von den Nazis auch als „entartet“ bezeichnet. Er hatte großen Einfluss auf verschiedene Szenen des Disney Films „Fantasía“, der 1940 erschien und bist heute als eines der besten und überraschendsten Werke, die in Hollywood je veröffentlicht wurden, gilt.[3]


[1] o.V.: Disney Acid Sequence. In: https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/DisneyAcidSequence (zuletzt aufgerufen am 15.11.2020)

[2] o.V.: Disney Acid Sequence. In: https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/DisneyAcidSequence (zuletzt aufgerufen am 15.11.2020)

[3] Maltin, Leonard (12.11.2015): When Disney got trippy. In: BBC Culture https://www.bbc.com/culture/article/20151112-when-disney-got-adult-and-trippy (zuletzt aufgerufen am 15.11.2020

Die Ästhetik der Darstellung induzierter Bewusstseinsveränderungen im Film

Luzide Träume, Hypnose, außerkörperliche Erfahrungen, Träume oder auch Rauschzustände induziert durch Alkohol oder pharmakologische Methoden wie Psychedelika, werden schon seit Jahrzehnten in Filmen thematisiert, sorgen für Aufsehen und lösen kontroverse Diskussionen aus. Gesellschaftliche und kulturelle Kontexte gelten als Voraussetzung für diese, als Informationsträger genutzten Filme. Auch wenn diese Filme nicht als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden können, greifen sie kontroverse Themen, die eine bestimmte Relevanz für die ZuschauerInnen haben, auf. Sie bilden Meinungen und haben das Potenzial Ansichtsweisen zu diesem Thema zu beeinflussen.

Gerade Filme, die sich mit bewusst induzierten Rauschzuständen beschäftigen, übernehmen die Funktion als informelle Informationsträger für Jugendliche und könnten deshalb, je nachdem mit welchen Bildern von Drogen sie die ZuseherInnen konfrontieren, auch als Mittel zur Suchtprävention eingesetzt werden.[1] Schon 1894 wurde der erste amerikanisch Film „Chinese Opium Den“ von William K.L. Dickson, der das Thema Drogen aufgreift, produziert. Seitdem wurden solche Grenzerfahrungen unzählige Male in Filmen thematisiert und verschiedene Stilmittel zur diegetischen, stilistischen und narrativen Darstellung dieser Bewusstseinsveränderung haben sich entwickelt. In diesem Blogpost soll es um die Ästhetik und die verschiedenen Möglichkeiten gehen, durch die man einen solchen Bewusstseinszustand darstellen kann. Die filmische Darstellung ähnelt oft der Inszenierung von Träumen und die Erzählhaltung wechselt oft „von einem äußeren Standpunkt in die innere Erfahrungswelt einer Figur“.[2]

Häufig verwendete Stilmittel sind Farbspiele und Farbfilter wie in „Asphalt Cowboy“ (1969), die Veränderung der Zeit, durch Zeitraffer, Zeitlupe oder das rückwärts Abspielen einer Szene wie in „Die Regeln des Spiels“ (2002) zu sehen ist. Rascher Perspektivenwechsel, Inserts und schnelle Schnittfolgen werden oft verwendet um diesen induzierten Kontrollverlust darzustellen. Der Regisseur Jonas Akerlund versucht in seinem Film „Spun“ (2002) mit über 5000 Schnitten in 100 Minuten die aufputschende Wirkung von Speed auf die ZuseherInnen zu übertragen und auch in „Requiem for a Dream“ (2000) und „The Trip“ (1967) werden schnelle Schnittfolgen verwendet. Rasche Perspektivenwechsel und eine aktive Kameraführung sowie das Kombinieren von Kamerabewegung und Zoom wie in „Scarface“ (1983) gehören ebenfalls zu den Stilmitteln, die genutzt werden. Kaleidoskop-Effekte und die Verwendung von komplexen geometrischen Mustern kommen sowohl im Realfilm als auch im Animationsfilm zum Einsatz und Doppelbelichtungen und Unschärfen, wie sie in den Filmen „Her“ (2013), „Drugstore Cowboy“ (1989), „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ (2004) oder “Apocalypse now“ (1979) zu sehen sind gehören schon seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Möglichkeiten um veränderte Bewusstseinszustände im Film zu visualisieren. Das Verändern der Umgebung wie in „Fear and Loathing in Las Vegas (1998) oder „Trainspotting“ (1996) haben ebenfalls eine lange Tradition, wenn man die Filme der letzten Jahrzehnte, die dieses Thema behandeln, näher betrachtet. Weitere häufig verwendete Methoden sind Halluzinationen, wie sie in „The Doors“ (1991), “Saint Laurent” (2014) oder “Der Höllentrip“ (1980) zu sehen sind, Splitscreens wie in „OSS 117“ (2006), Lichtspiele, optische visuelle Effekte wie in „The Trip“ (1967), Verzerrungen oder das Spiel mit Licht und Schatten.[3]

Egal ob diese Filme aufklären, abschrecken, bestimmte Milieus schildern oder einfach nur unterhalten wollen, die Ästhetisierung von Rauschzuständen ist eine Gratwanderung, die oft reizvoll erscheint aber in fast allen Filmen, unabhängig davon, ob sie Drogen ins Zentrum rücken oder sie nur beiläufig erwähnen, folgt auf diese Idealisierung dann ein Absturz, der negative Folgen oder sogar den Tod nach sich zieht und es gibt sowohl für die idealisierte als auch die zerstörerische Darstellung von drogeninduzierten Bewusstseinsveränderungen unzählige Stilmittel und Methoden.[4]


[1] Goette, Sabine/ Röllecke, Renate: Illegale Drogen in populären Spielfilmen. Eine kommentierte Übersicht über  Spielfilme zum Thema illegale Drogen ab 1995. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2008

[2] Horn, Christian: Drogen im Film. Ethik und Ästhetik. [15.01.2019] In: https://www.kinofenster.de/filme/archiv-film-des-monats/kf1901/kf1901-beautiful-boy-hg2-drogenfilme/ (zuletzt aufgerufen am 08.11.2020)

[3] o.V [03. 03. 2015]: Drogen und Film – Blow up – ARTE. In: https://www.youtube.com/watch?v=eY2koDBVaiE (zuletzt aufgerufen am 08. 11. 2020)

[4] Horn, Christian: Drogen im Film. Ethik und Ästhetik. [15.01.2019] In: https://www.kinofenster.de/filme/archiv-film-des-monats/kf1901/kf1901-beautiful-boy-hg2-drogenfilme/ (zuletzt aufgerufen am 08.11.2020)