Im Bau und Konzeption von Regieräumen haben sich unterschiedliche Konzepte zum Umgang mit Reflexionen ausgehend von den Lautsprechern entwickelt. Besonders populär ist das sogenannte “Live-End, Dead-End“-Konzept (kurz LEDE). Dieses wurde Ende der 70er Jahre von Don und Carolyn Davis vorgestellt und in den darauffolgenden Jahren häufig umgesetzt. Aus eigener Erfahrung als Studioplaner kann ich sagen, dass Konzepte dieser Art ein wenig an Bedeutung verloren haben, weil Studios heutzutage eher funktional gebaut werden. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass durch den massiven Rückgang der Verkäufe von Tonträgern auch die Budgets für teure Studiokonzepte und -umsetzungen fehlen.
Das LEDE-Konzept wurde unter der Beachtung psychoakustischer Effekte, wie dem Haas-Effekt und dem Richtungshören entwickelt. Dabei ist die Grundidee, dass der Regieraum in zwei Hälften geteilt wird. Der vordere Teil des Raums (Dead-End), wo sich auch die Lautsprecher befinden, ist komplett mit absorptivem Material verbaut, während die zweite Hälfte (Live-End), also die Rückwand und ein großer Teil der Seitenwände und Decke komplett reflektiv ist. Das Ziel ist es einen Direktschall zu erhalten, der sich hinsichtlich Prägnanz, Lautstärke und Zeit deutlich von den Erstreflexionen unterscheidet. Dazu wird die “Live-End”-Seite diffus gestaltet und der Schall so gestreut, dass man keine harten, diskreten Einzelreflexionen hat, welche den Klang zu sehr färben. Außerdem soll der Raum durch diese Maßnahme lebendiger und natürlicher klingen als typische Regieräume, die überwiegend mit Absorption bedämpft werden.
Um dieses Konzept noch zu optimieren, werden die Lautsprecher in die Frontwand eingebaut, sodass die kugelförmige Abstrahlcharakteristik tiefer Frequenzen unterbunden wird. Damit bleibt der vordere Teil des Raumes komplett reflexionsfrei.
Es gibt aber auch den Ansatz Tonregien genau andersrum zu gestalten. In diesem Fall wird der vordere Bereich reflektiv gebaut und die Rückseite absorptiv. Dabei werden potentielle Erstreflexionen von der Rückwand und den Seitenwänden absorbiert.
Welches Konzept sinnvoller ist, ist in vielen Fällen eine Frage des Geschmacks und des gewünschten Höreindrucks. Erst durch das längerfristige Arbeiten in beiden Arten von Räumen kann ein eigenes Urteil gefällt werden.
Quellen:
Philip Newell. 2012. Recording Studio Design. Third Edition. S. 391 ff.
https://www.soundonsound.com/techniques/sos-guide-control-room-design