Projection mapping – interaktive/reaktive Installationen

Installation als Kunstwerk

Der Begriff Installation wird in der Kunstpraxis oft als breitgefächerter Ausdruck verwendet und ist definiert durch eine Ansammlung bzw. Konfiguration von Objekten in einem definiertem Raum, wobei sowohl der Raum als auch die Objekte, die sich in diesen Raum zusammenschließen, eine Installation als Kunstwerk definieren. Eine Installation kann alle erdenklichen Medien beinhalten, jedoch unterscheidet sie sich vor allem durch die Art wie der oder die Betrachter diese Medien wahrnimmt. Oft ist auch die explizite Eingliederung des Standortes in die Installation eine wichtige Charakterisierung. Je nach Grad der Eingliederung kann ein Standortwechsel zur Zerstörung oder Verfälschung des eigentlichen Kunstwerkes führen. Installationen regen den Betrachter meist dazu an, aktiv mit der Installation zu interagieren. Die Interaktion kann aus einer reinen Änderung des Betrachtungswinkels bestehen oder, je nach Art der Installation, eine tatsächliche Interaktion oder Reaktion mit bzw. seitens der Installation sein.

Joan Soler-Adillon Definition für interaktive Installationen:

[…] have defined interactivity as “a series of related actions between two or more agents where (1) at least one of them is an artificial system that (2) processes its responses according to a behavior specified by design and (3) takes into account some of the previous actions executed by them”. 

Aufgrund dieser Definition sind viele von Künstlern als interaktiv bezeichnete Systeme/Installationen tatsächlich als reaktiv zu bezeichnen sind da sie Punkt (3) der Definition nicht vollkommen erfüllen. Bei vielen scheinbar interaktiven PM-Installationen ist die Eingabe-Ausgabe-Funktionalität meist statisch und nicht vom System selbst veränderbar und somit reaktiv. Als interaktiv sind Systeme zu bezeichnen, bei denen die ausgelösten Inhalte während der Laufzeit neu berechnet werden. 

Somit stellt die Reaktion von Dateneingaben in Echtzeit den Unterschied zwischen interaktiven und reaktiven Systemen dar.

Vor allem bei interaktiven PM-Installationen ist dies von erhöhter Relevanz, da der Betrachter gleichzeitig den Benutzer des Systems darstellt und durch etwaige Verzögerungen der Reaktion das Empfinden der Interaktion/Reaktion gestört wird . 

CAVE von Cruz-Neira et al.

Eine der bekanntesten und hervorragendsten interaktiven PM-Installationen ist Cave Automated Virtual Environment (CAVE). CAVE wurde 1992 von Carolina Cruz-Neira und einem Team von Wissenschaftlern an der Universität von Illinois’s Electronic Visualization Lab als ein universelles Visualisierungswerkzeug, basierend auf großen Projektionsflächen entwickelt. CAVE wird seit 1992 laufend weiterentwickelt und findet an einigen Universitäten und öffentlichen bzw. privaten Institutionen Verwendung. Auch wenn CAVE neben PM viele andere medientechnische Bereiche streift und einige Alleinstellungsmerkmale besitzt, bezeichne ich CAVE in diesem Blogeintrag als interaktive PM-Installation.

CAVE ist ein quadratischer Subraum mit mindestens drei und maximal sechs Projektionsflächen mit einer Seitenlänge von üblicherweise drei bis vier Metern und befindet in einem größeren dunkleren Raum der ihn umschließt. Die drei Seitenwände dienen als Rückprojektionsflächen und der Boden meist als normale Frontprojektionsfläche.

Um den Benutzer ein freies Bewegen zu ermöglichen und dennoch eine dreidimensionale Immersion zu schaffen, griff man bei CAVE auf ein Trackingsystem und stereoskopisches Darstellen des Inhalts zurück. Die 3D-Brille dient dabei gleichzeitig als Tracker der Bewegungen des Benutzers und der Inhalt der Projektion wird in Echtzeit daran angepasst. Durch die breiten Anwendungsmöglichkeiten der PM-Installation wie z. B. Visualisierung für Museen, Medizin, Architektur und Archäologie, hebt sich CAVE von vielen anderen Installationen ab. Einzig der benötigte Platz, die technologische Herausforderung des Setups und der damit verbundene hohe Kostenaufwand stellen Negativpunkte dar. Dennoch sind die resultierenden Möglichkeiten und Applikationen mit ihrer starken immersiven Wirkung bemerkenswert.

First page image
Veranschaulichung einer CAVE
The UPC builds a new high-performance cave automatic virtual environment that functions with gesture recognition
3D Visualisierung eines Brustkorbs

Quellen:

The intangible material of interactive art: agency, behavior
and emergence*: 46a09f2e66eaf372f0c9b700f0cf326ca682.pdf (semanticscholar.org)

what_is_installationbooklet.pdf (imma.ie)

Dubberly – What is interaction – 2014-07-01a.indd

New high-performance cave automatic virtual environment that functions with gesture recognition (phys.org)

The CAVE: audio visual experience automatic virtual environment | Communications of the ACM